Klöppeln mit sehr viel Ausdauer

  27.05.2021 Kultur&Natur, Romanshorn

An seinem neuesten Werk hat der 80-Jährige Alois Studer aus Romanshorn einige Tausend Stunden gearbeitet. Die Klöppelarbeit «Torchon-Symphonie» mit 81 kleinen Quadraten ist sein bisher grösstes Werk.

Der Architekt und Bauleiter ist sich seit vielen Jahren an sehr exaktes Arbeiten gewohnt. Für die Planung seiner Klöppelarbeiten setzt er seinen Computer mit einem CAD-Programm ein. «Für mich ist es eine Musik», sagt Alois Studer über seine Arbeit. Daher hat sich der Klöppler bei der Namensfindung auch von Haydens «Symphony Nr. 81» inspirieren lassen. Das Wort Torchon steht für eine spezielle Klöppeltechnik, die er bei der Anfertigung der Spitzendecke angewandt hat.

Geschichten über das Klöppeln

Die ersten Quellen für das Klöppeln sind Musterbücher des 16. Jahrhunderts aus Italien, wo man den Ursprung der Technik vermutet. Das erste reine Musterbuch für die Klöppeltechnik erschien circa 1557 in Venedig. Aus Italien soll die Technik zunächst nach Spanien oder in die spanischen Niederlande und danach nach Frankreich gelangt sein. Aber auch im Erzgebirge sind bereits im 16. Jahrhundert die ersten Klöppelspitzen nachgewiesen.

Planung am Computer

Das spezielle Design der «Torchon-Symphonie» hat Alois Studer am Computer vorgenommen. Jedes der 81 Quadrate hat er fein säuberlich durchdacht und Faden für Faden ausgerechnet. Danach aus den Einzelteilen ein Gesamtbild komponiert. Die Ideen für seine Arbeiten trägt er in sich. Für eine gute Planung braucht man nicht nur eine Idee vom Endergebnis, sondern auch technisches Verständnis und logisches Denken. Nur wenige Klöppler sind in der Lage, eine solche Anleitung zu erstellen. Die Vorbereitung der «Torchon-Symphony» ist sehr aufwendig gewesen. Die gesamte Planung hat mehrere Wochen gedauert.

Diplom als Klöppel-Kursleiter

Alois Studer ist einer von zurzeit zwei Schweizer Männern, die ein Diplom als Klöppel-Kursleiter erworben haben. Neben 32 Frauen hat er die zweijährige Ausbildung gemacht, in der er verschiedenste Techniken lernte. Zuerst wurde er von den Teilnehmerinnen skeptisch betrachtet, später als initiativer und sehr kreativer Kollege anerkannt. Heute bildet er Klöpplerinnen in der Ostschweiz aus.

Bis 500 Klöppelpaare pro Decke

Je nach Grösse des Werkes arbeiten die Klöppler mit bis zu 500 Klöppelpaaren, also 1000 Klöppeln! Alois Studer hat eine Methode entwickelt, die es erlaubt, mit weniger Klöppeln zu arbeiten. Er kann mit seiner Technik die Zahl der Spulen drastisch reduzieren und das Vorgehen vereinfachen. Sein Verfahren findet in der Torchon-Szene gegenwärtig keinen grossen Anklang. Die meisten Klöpplerinnen und Klöppler nutzen überwiegend die altbewährten Methoden, die man seit Jahrzehnten kennt.

Altartücher für Kirchen

Bereits seit 1987 ist Alois Studer am Klöppeln. Anfänglich als Hobby ausgeübt, begann er später von sich aus, Altartücher für Kirchen zu klöppeln. Er hat mittlerweile sechs Kirchen mit Altartüchern beschenkt. Darunter drei Kirchen in Romanshorn, die Kapelle in Salmsach und das Kloster Fahr in Unterengstringen. Auch für die Kirche in Steinebrunn ist im 2021 ein grosses Altartuch in Arbeit. Die «Torchon-Symphonie» bekommt einen Ehrenplatz in seinem Haus, neben anderen eigenen Arbeiten.

Andreas von Bergen


Klöppeltechnik
Das Klöppeln ist eine Handarbeitstechnik, bei der mittels Klöppel (spindelförmige Spulen) und dem darauf gewickelten Garn verschiedenartigste Spitzen gefertigt werden. Grundlage ist der sogenannte Klöppelbrief und die dazugehörende technische Zeichnung. Der Klöppelbrief wird auf einem Klöppelkissen befestigt. Auf diesem Kissen werden die Fäden mit Stecknadeln befestigt. Die zwei Basisbewegungen «Kreuzen» und «Drehen» ergeben eine Vielzahl der Grundschläge.

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