Zum Muttertag

  06.05.2021 Kolumnen

Von ganzem Herzen
«Wenn ich meinen Bruder ganz fest gern habe… – aber halt ein anderes Wort dafür», versuchte der Sechstklässler in meiner Praktikumsklasse das Wort «Liebe» zu umschreiben, als Tabu gespielt wurde. «Aber warum hast du nicht einfach gesagt: Liebe ist das, was zwischen Frau und Mann ist. Dann wär’s doch logisch!», meldete sich eine seiner Mitschülerinnen, nachdem der Begriff erraten wurde. «Es gibt nicht nur Liebe zwischen Mann und Frau!», erwiderte er bestimmt. Die Schülerinnen und Schüler unterhielten sich an diesem Morgen noch lange angeregt über die Liebe. So als hätten sie diese Unterhaltung verarbeiten wollen, griffen sie das Thema von alleine in der folgenden Theaterlektion wieder auf. Die kurze Improvisation dreier Schülerinnen, mit dem Titel «ein Geständnis», handelte von zwei Mädchen, die sich gegenseitig ihre Liebe gestehen. Von der Familie werden sie anfangs verurteilt. Sie verheimlichen ihre Beziehung. Doch am Ende siegt die Liebe; die Liebe einer Familie und die Liebe einer Gefährtin. Um die Aussage des Schülers noch einmal aufzunehmen: Liebe gibt es nicht nur auf eine einzige Art. Liebe ist so vielfältig, wie die Menschen, die sie in sich tragen. Sie kennt keine Gesetzmässigkeiten, ist schwer in Worte zu fassen und lässt sich keinesfalls beherrschen. In tausend Farben tobt sie in den Herzen der Menschen und treibt all ihre Entscheidungen an.
Menschen lieben Menschen; sie lieben Geschwister, Eltern, Kinder, Grosseltern, Freunde und Partner. Menschen lieben Tiere. Sie lieben die Natur. Sie lieben das Leben, denn sie sind hier und sie sehen, spüren, hören und fühlen, wie sie existieren. Sie lieben sich selbst, ihre Geschichten, ihre Körper oder ihre Persönlichkeiten.
Diesen Sonntag feiert die Welt die Liebe der Mutter, denn sie ist es, die das Leben in sich trägt und jedem Kind ein erstes Zuhause schenkt. Eine Mutter versorgt, schützt und begleitet ihre Kinder. Sie schenkt Herzenswärme, fängt einen beim Fallen auf oder reicht einem die Hand, wenn man schon am Boden ist. Dafür bedanken sich die Menschen jährlich, am zweiten Sonntag im Mai, bei ihren Müttern.

Nadine Tobler


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