Laichfischfang auf Felchen im Bodensee-Obersee fällt 2022 aus

  20.12.2022 Wirtschaft

Der Laichfischfang auf Felchen im Bodensee-Obersee wird dieses Jahr abgesagt. Dies haben die Sachverständigen der Internationalen Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) zusammen mit den staatlichen und kantonalen Fischereiaufsehern entschieden. Die Vertreterinnen und Vertreter der Berufsfischerei unterstützten den Beschluss. Grund für die Absage ist die sehr geringe Zahl laichreifer Felchen in den Versuchsfängen rund um den See. 

Die Fischereiverwaltungen der Anrainerstaaten führten dieses Jahr ab Ende November rund um den See Versuchsfänge durch. Die Ergebnisse zeigten, dass sich nur sehr wenige Felchen an den Laichplätzen einfanden. Aufgrund der geringen Fangzahlen haben daher die Sachverständigen der IBKF den diesjährigen Laichfischfang (siehe Box) abgesagt. Dies zeichnete sich ab, da die Fischerinnen und Fischer schon seit dem Sommer kaum noch Felchen fingen. 2018 war der Laichfischfang erstmals seit 1964 ausgefallen. 

Der Bodensee ist bereits seit Längerem grossen Veränderungen unterworfen. Während bis in die späten 1980er-Jahre der Nährstoffgehalt sehr hoch war, ist er heute wieder im Bereich der ersten Hälfte des vorherigen Jahrhunderts. Dazu beigetragen hat unter anderem der Ausbau der Kläranlagen. Der tiefere Nährstoffgehalt, die zunehmende Menge an nicht-heimischen Muscheln und seit 2013 grosse Mengen an Stichlingen beschränken das Futterangebot der Felchen, ausserdem fressen Stichlinge die Eier und Larven der Felchen. Auch die grosse Kormoranpopulation wirkt sich aus. Zusätzlich erwärmt sich wegen des Klimawandels das Bodenseewasser immer stärker. Dadurch verkleinert sich der Lebensraum der Felchen, die eher kühleres Wasser bevorzugen. 

All diese Faktoren tragen dazu bei, dass seit einigen Jahren die Anzahl gefangener Felchen sinkt. Die IBKF berät, wie diese Herausforderungen bewältigt werden können. 

Obwohl der Laichfischfang 2022 ausfällt, können Verbraucherinnen und Verbraucher trotzdem auch dieses Jahr auf eine kleine Menge an Bodenseefischen hoffen: Die Fischerinnen und Fischer dürfen in der Woche vor Weihnachten, im Rahmen der traditionellen Weihnachtsfischerei, noch einmal im begrenzten Umfang Netze setzen. Barsche, Rotaugen und wenige Felchen sind daher mit Sicherheit zu beziehen.

Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF)
 

Arbeitsgruppe der IBKF organisiert jedes Jahr Versuchsfänge 
Eine ständige Arbeitsgruppe der IBKF organisiert die Versuchsfänge vor der Laichzeit der Felchen und bewertet die Ergebnisse. Die Arbeitsgruppe gibt den Laichfischfang frei, wenn ausreichend laichreife Fische in den Probenetzen gefangen werden. Dann fangen die Berufsfischerinnen und -fischer die Fische und gewinnen den Laich. Dieser wird in den Brutanstalten rund um den See (z.B. auch in Romanshorn) erbrütet. Die Jungfische werden Ende März / Anfang April als fressfähige Brut in den See entlassen (siehe «Seeblick»-Ausgabe 09.04.2021). Diese Massnahme soll dazu beitragen, dass sich die jährlichen Erträge stabilisieren. IBKF / Redaktion

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