«Ein artgerechter Lebensraum für Mocmoc»

  17.11.2021 Kultur&Natur, Romanshorn

Im Ideen-Wettbewerb der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW), «Wie gehen wir mit Denkmälern um, die wir als störend empfinden?», haben 28 Personen eine persönliche Antwort gegeben. Der Beitrag zu einem «artgerechten Lebensraum für Mocmoc» der Archäologin Iris Hutter und der Historikerin Miriam Edmunds belegt den zweiten Platz.

Denkmäler sagen viel aus über die Gesellschaften, die sie erstellt haben. Sie stehen für die Deutung und künstlerische Gestaltung eines Sachverhalts meist durch jene, die ihre Sichtweisen und Erfolge dominant in der Gesellschaft durchsetzen konnten.
Aber Gesellschaften verändern sich, während Denkmäler oft bleiben, wie sie waren. Dies erzeugt Spannungen und kann dazu führen, dass Denkmäler als irrelevant, aus der Zeit gefallen oder gar als störend wahrgenommen werden können.
Im Wettbewerb sollten die Teilnehmenden anhand eines Schweizer Denkmals aufzeigen, wie die Gesellschaft mit solchen Spannungen umgehen könnte. Gefordert waren konstruktive Vorschläge, die eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und der Gegenwart anregen.

Eine interdisziplinäre Jury aus sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vergab unter den 28 Beiträgen einen ersten, einen zweiten und einen dritten Platz.

Zweiter Platz: «Ein artgerechter Lebensraum für Mocmoc»
Den zweiten Platz vergab die Jury an die Eingabe «Ein artgerechter Lebensraum für Mocmoc» der Archäologin Iris Hutter und der Historikerin Miriam Edmunds. Sie nahmen sich der Plastik des schwarz-gelben Fabelwesens Mocmoc an, die das Künstlerduo Com&Com 2003 am Bahnhof Romanshorn aufgestellt hat. Halb Fisch, halb Einhorn spalteten nicht nur sein Aussehen und seine Kosten die Romanshorner Bevölkerung: Das Künstlerduo lieferte damals eine Gründungslegende von Romanshorn mit, die sich bald als frei erfunden herausstellte. Heute aber gehörten «Skulptur und Legende […] für junge Romanshorner/Romanshornerinnen zur städtischen Identität», schreiben Hutter und Edmunds, weshalb sie nicht einfach entfernt werden könnten. Stattdessen schlagen sie vor, Mocmoc in sein natürliches Habitat (gemäss Legende) zu versetzen, nämlich in die trüben Gewässer vor der Hafenmauer. Dreimal täglich würde Mocmoc auf einer hydraulischen Hebebühne aus dem Wasser auftauchen und ein Lautsprecher im Thurgauer Dialekt die Gründungslegende verkünden.

Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften / red.


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