Musikalisches Gedenken

  25.11.2021 Kultur&Natur, Romanshorn

Martin Sigrist leitete das Jugendorchester Thurgau von 1965 bis 2008. Er starb vor zwei Jahren: Das Orchester würdigte ihn mit einem Konzert.

Damals noch das Jugendorchester Oberthurgau, ist es heute das Jugendorchester Thurgau: Während 43 Jahren war es von Martin Sigrist geleitet worden. Im Gedenken an seinen Tod am 16. Oktober 2019 spielte es am Sonntagabend in der evangelischen Kirche mit Ausdruck und grosser Klangfülle unter der Leitung von Gabriel Estarellas Pascual – vier zeitgenössische Werke, auch ganz im Sinn von Sigrist.

Geigenlehrer, Komponist, Dirigent
Geboren 1943 in Bern, sei er nach seiner Schulzeit nach Romanshorn an den Bodensee gezogen und habe dank Förderung Violine und Komposition studieren können, wusste Andreas Schweizer, bald ehemaliger Präsident des gleichnamigen Vereins, zu erzählen. Zeitgenössische Musik sei ihm stets ein Anliegen gewesen und damit habe er den jungen Musikern gleichsam ein neues Universum eröffnet: «2008 hat er sein Lebenswerk sozusagen weitergegeben. Und der jetzige Dirigent hat immer auch eigene Visionen. Das passt zu den Jugendlichen und damit bleibt Kunst lebendig.»

Auch wenn ein Gedenkkonzert, zeigte das Orchester genau das Orchester genau dies unmittelbar mit den dargebotenen Werken von vier zeitgenössischen Komponisten: Von Rutland Boughton spielte es sehr präzise «Three Folk-Dances» und von Gustav Holst die «St. Paul’s Suite», damals komponiert worden als Dank an die Londoner Schule, an der dieser als Musikdirektor arbeitete.
Überaus passend zum Anlass die weiteren zwei Werke: Kol Nidrei von Max Bruch, basierend auf dem jüdischen Gebet Kol Nidre, das jeweils am Vorabend des höchsten jüdischen Feiertages, dem Jom Kippur, gebetet wird. Und zum Abschluss die Trauermusik von Paul Hindemith anlässlich des Todes von George V. von England, 1936. Neben der Klangfülle und dem kraftvollen Ausdruck des – an diesem Abend 35-köpfigen Orchesters, ernteten die beiden Solisten wohlverdienten und langen Applaus für ihre feinfühlige Art des Spiels: Bei Bruchs Werk Johannes Herzog am Violoncello und bei Hindemiths Trauermusik Lea Gabriela Heiner (Viola).

Markus Bösch


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