… wie's früher war.

«Wo sind die Lichterketten, die unsere Strassen in fernen Jahren schmückten?» Das fragte ich mich, als wir von einer Reise zurückkamen, einen Tag vor dem ersten Advent! Konnte ehemals nicht früh genug damit begonnen werden, fand ich, es wäre mittlerweile höchste Zeit. Jetzt weiss ich: Diese Zierde bleibt heuer in der Kiste. Und mir wird weh ums Herz. Denn obwohl ich mit dem Verstand begreife, dass wir alle beitragen müssen, um allfällige Stromengpässe zu mildern oder gar zu vermeiden, so ist es doch recht düster in unserer Stadt. Und mir ist auch klar, dass es nicht immer so hell war.

Ich erinnere mich an früher, an meine Kindheit und daran, wie Weihnachten damals war. Ich wuchs in einem kleinen Dorf auf. Einen Adventskranz kannte ich nur aus Büchern. Ich hatte einen wunderschönen Glitzer-Adventskalender, hinter jedem Türchen verbarg sich ein Bild. Er war schon etwas «lottrig», weil ich nach dem 24. Türchen wieder alle schloss, sodass er fürs nächste Jahr wieder bereit wäre. Manche Bildchen wusste ich ein Jahr später noch. Ein richtiger Luxus war das Kekse-Backen, dieser Leidenschaft fröne ich heute noch. Sogar Baum-Schokolade gossen wir selbst.

Am Heiligen Abend mussten wir am Nachmittag ins Bett, wir hatten keinen Fernseher, der uns die Zeit etwas verkürzen hätte können. Natürlich war nicht an Schlaf zu denken, und noch heute wundere ich mich über meine Naivität, denn obwohl ich wusste, dass der Baum aus unserem Wald kam, dass die Mutter geheimnisvoll in der Stube herumkramte, wo doch niemand hinein durfte … glaubte ich bis weit über die ersten Schuljahre daran, dass, wenn man brav war, das Christkind all die schönen Sachen bringt. Zum Beispiel Socken, Handschuhe, Schals und was man sonst noch so braucht. Manchmal stand auch ein Spielzeug unter dem Baum, und eigenartigerweise sollten wir dann der Patin dafür danken. Die einzigen Lichter waren bei klaren Nächten die Sterne.

Da fällt mir der kürzlich von einer Theologin gehörte Spruch ein, die sagte: «Jesus kam als Licht in unsere Welt, und nicht als Lichterkette.»

Und so ist es wieder gut.

Ingrid Meier