«Der Besuch der alten Dame» an der Kanti Romanshorn

  07.10.2021 Schule&Bildung, Romanshorn, Salmsach

Anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums tauchte die ganze KSR einen Tag lang mit Schauspielern des Stadttheaters St. Gallen sowie Expertinnen in die Theaterwelt und den Kosmos Dürrenmatts ein.

Die Kantonsschule Romanshorn wurde Güllen. Die Schulangehörigen wurden Güllener. Sie erlebten mittels Stationentheater auf dem Campus die wesentlichen Szenen aus Dürrenmatts «Besuch der alten Dame», eigens für die KSR neu inszeniert von Christian Hettkamp (Schauspieler und Theaterpädagoge) und Stefan Späti (Dramaturg). Das hervorragende Schauspiel von Birgit Bücker als alte Dame, Julius Schröder als Ill und Moritz Bürge als Bürgermeister, Polizist und Arzt rief grosse Begeisterung hervor und bot einen gelungenen Auftakt und Ausklang. Dazwischen fanden Workshops zu Dürrenmatts Motiven wie Gerechtigkeit, Zufall, Scheitern statt, die von Lehrerinnen/Lehrern der Kanti geleitet und in ihrem eigenen Fach(bereich) verortet wurden.

Mit Anna von Planta (Lektorin von Dürrenmatt), Julia Röthinger (wissenschaftliche Mitarbeiterin am Centre Dürrenmatt) und Rudolf Käser (Dürrenmatt-Spezialist) konnten zudem externe Referenten gewonnen werden, die aus drei unterschiedlichen Perspektiven einen Blick auf Dürrenmatt und sein Werk warfen. Von Planta erzählte Anekdoten aus Dürrenmatts Leben, von seiner Passion für grosse Autos und seiner Raserei auf engen Strassen, seiner Schlemmerei und seinem erhöhten Bordeaux-Konsum, seinem geliebten Fernrohr und besonderem Interesse an Naturwissenschaften. Letzteres griff Käser in seinem Vortrag auf und wies es anhand des bildnerischen Werks nach, in dem sich astronomische, evolutionsgeschichtliche sowie mythische Diskurse gegenseitig überblenden. Diese Komplexität und Offenheit von Dürrenmatts Gedankengängen thematisierte Röthinger anhand literarischer Vorbilder (Intertextualität) wie Shakespeare, die Dürrenmatt spielerisch verkehrte. Und genau darin lag und liegt immer noch die Genialität Dürrenmatts, weil für ihn das stetige, immer wieder neue Denken etwas «Lustiges, Fruchtbares, Nötiges ist, was sich lohnt», wie von Planta betonte. Und genau das war auch das Ziel des Dürrenmatt-Tags: alle Beteiligten zum Denken und zur Reflexion – über Dürrenmatt – zu animieren.

Mélanie Deiss


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