33 Jahre im Velogeschäft: Reto Neuhaus
18.08.2022 Wirtschaft, RomanshornZweiräder haben Reto Neuhaus während dreier Jahrzehnte begleitet: «Velos haben eine Zukunft», ist er überzeugt.
Fernsehelektroniker stand ganz oben auf seiner Liste der Wunschberufe: Weil es damals schwierig war, eine entsprechende Lehrstelle zu finden, entschied sich Reto Neuhaus 1976, eine Lehre als Automechaniker zu machen. Und sieben Jahre später absolvierte er eine Zusatzausbildung zum Velomechaniker: «Bei der Tour de Suisse in Kreuzlingen habe ich dann viele Fahrräder zusammengebaut, bevor ich 1984 bei meinem Vater in Romanshorn ins Geschäft eingestiegen bin. Fünf Jahre später fand dann ein Rollentausch statt und der Laden war angeschrieben mit «Reto Neuhaus, Velos, Motos».
Vom Töffli zum E-Bike
Ein erster Veloboom war in den Neunzigerjahren zu beobachten mit den Mountainbikes. Sie waren neben den Mofas, Dreigang-Fahrrädern und den Halbrennern bald auch bei ihm im Laden zu sehen und zu kaufen: «Um die Jahrtausendwende wurden die ersten E-Bikes produziert. Meine Frau Lisbeth und ich mussten uns fragen: Können und sollen wir dieses finanzielle Risiko eingehen. Denn die entsprechenden Räder mussten gekauft und ans Lager genommen werden. Wir sagten Ja zu diesem Schritt. Und das wiederum hiess für mich: Weiterbildungen zum Thema ‹Elektroantriebe›. In der Folge kam es auch in diesem Bereich zu einem Boom, der bis heute anhält. Bei mir machen diese Bikes unterdessen 95% des Umsatzes aus. Trotzdem: Ich repariere auch Velos ohne Antrieb und Mofas noch immer gern. Bei den Letzteren kommen viele Kunden aus der ganzen Region.»
Sofort geht nicht mehr
Einschneidend war der seinerzeitige Entscheid für den schulfreien Samstag gewesen. In der Folge kamen an diesem Tag viel weniger Familien. Zudem wurden viele Käufe ins Internet verlagert. Auch darum produziert beispielsweise die Kreuzlinger Firma keine Kindervelos mehr. Und ein zweiter Umstand hat sich auch in seiner Branche bemerkbar gemacht: «Je länger, desto mehr haben auch wir mit Lieferengpässen zu kämpfen. Auslagerungen, Lockdowns und Personalengpässe machen sich halt überall bemerkbar. Sofort und morgen schon gibt es nicht mehr. Und da heisst es für uns verwöhnte Europäer vielleicht auch, unsere Ansprüche zu hinterfragen. Es ist nicht mehr jede Farbe und jedes Design zu jeder Zeit verfüg- bar.»
Fragen bleiben
Wie auch immer − das Velo wird in Bezug auf die Gesamtmobilität je länger, desto wichtiger: «Die Zukunft des Zweirades sehe ich sehr positiv, auch wenn das Preisniveau für E-Bikes gestiegen ist und die Probleme um die Akkus noch nicht vollumfänglich gelöst sind. Stichworte sind da: Rohstoffe wie Lithium und die Entsorgung respektive das Recyclen. Sicher werden auch neue Antriebsmöglichkeiten entwickelt werden.»
Markus Bösch