«Kunst muss auf die Bühne und zu den Leuten»

  03.04.2024 Kultur&Natur, Romanshorn

Im Rahmen des «Movie Days» im Roxy liess sich die schweizweit bekannte Kabarettistin Patti Basler Zeit für ein Interview.

Patti, warum kommst du als Jurorin an diesen Anlass in die Provinz? Ist Romanshorn vielleicht der schönste Ort in der Schweiz?
Patti Basler: Ich wurde schlicht und einfach angefragt und habe Ja gesagt, weil ich eine Affinität zu jungen Menschen und ihrer Kreativität habe. Das hat sicher mit meiner vorherigen Berufslaufbahn zu tun: Ich habe zwei Hochschulabschlüsse gemacht, den einen an der PH als Oberstufenlehrerin und den zweiten an der Uni in Erziehungswissenschaft, Soziologie und Kriminologie. Und die zweite Frage ist unfair, denn sie impliziert, dass andere Orte nicht so schön sind. Das geht nicht, weil ich ja schliesslich nicht nur in Romanshorn auftreten will.

Noch ein Wort zum Anlass an sich: Ambitionen, in einem Film mitzuwirken, habe ich eigentlich keine. Ich bin keine Schauspielerin, der bestimmte Rollen zugewiesen werden. Ich will meine Texte selber schreiben, mir die Worte selber in den Mund legen, die ich meinem Publikum zumuten möchte.

Allerdings: Das Roxy selber ist ein wunderbarer Ort mit Charme, allerdings nicht für mich als Kabarettistin: Im Kino geht es um den Film, die Besucher und Besucherinnen sollen wenn irgend möglich nicht gehört werden. Wenn ich auf der Bühne bin, will ich die Leute hören, ihr Flüstern, ihr Lachen, ihren Applaus.

Du hättest auch als Pädagogin arbeiten können – warum ist auch die Bühne dein Leben?
Als Kabarettistin geht es mir im Grunde ganz ähnlich wie einer Lehrperson: Ich spiele vor Publikum, darf es so unterhalten, damit es mir zuhört. Ich muss auf die Bühne, um Echo zu haben, beklatscht zu werden. Ganz allgemein braucht Kunst die Menschen, soll heraus zu ihnen. Als Künstlerin muss ich die Menschen gern haben.

Geht das heute überhaupt noch, als Satirikerin den Zuhörerinnen und Zuhörern am Radio – Stichwort «Die dargebotene Faust» – den Besucher und Besucherinnen vor Ort die Welt und ihre Krisen mit scharfzüngigem Humor vor Augen zu führen? Inmitten von Gender-Woke-Rassismus-Korrektheit?
Ja sicher. Jeder Satz muss halt überlegt werden. Im Sinn von: Ich kann alles, was ich denke auch sagen, doch bitte vorher auch denken. Und klar haben meine Interviews, Kolumnen und Auftritte auch Konsequenzen. Solche, die durchaus auch bemerkt sein wollen. Vielleicht auch mal als Shitstorm. Immerhin bin ich ja als Künstlerin auch in einem Wettbewerb drin und habe mich mit der «freien Marktwirtschaft» auseinanderzusetzen.

Du lebst also vom Humor: Welches sind die witzigsten Menschen – ausser dir selber natürlich?
Das ist auch wieder eine unfaire Frage – was ich sagen kann: Viola Amherd ist die witzigste Person, dicht gefolgt von Jacqueline Badran und Meret Schneider. Und als Bonmot zum Schluss: Wenn frau sich allzu gut findet, ist das das Ende der Künstlerin.

Vielen Dank für das Gespräch.

Markus Bösch
 


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