Der Männerchor Salmsach-Langrickenbach war im August drei Tage auf der Sängerreise im Valposchiavo

  15.09.2024 Kultur&Natur, Salmsach

Am Freitag, 23. August, starten wir frühmorgens mit insgesamt 18 Sängern und unserem Dirigenten Martin Duijts. In Chur besteigen wir die Rhätische-Bahn und gelangen bei Kaiserwetter nach Thusis, weiter durch das Domleschg und über den 85 m hohen Solisviadukt in das wildromantische Albulatal, dann vorbei an Bergün / Preda / Bever bis nach Samedan. Hier wechseln wir auf die Bernina-Bahn und erreichen über Pontresina die höchstgelegene Bahnstation im Netz der RhB Bernina Hospiz auf 2253 m. Dann geht es 160 Meter abwärts auf die Alp Grüm, wo wir in der «Albergo Ristorante Stazione» ein feines Mittagessen geniessen dürfen.

Seit dem Jahr 1910 ist die gesamte Bahnlinie fertiggestellt. Aber in den Anfangszeiten waren viel Muskelkraft und schweisstreibende, mühsame Handarbeit gefragt. Alles zusammen ist ein Meisterwerk der Ingenieurskunst! Der Zug fährt über etliche gigantische Brücken und durch Tunnels und schraubt sich von Samedan über viele Kurven 532 m in die Höhe bis Bernina Hospiz. Die Fahrt ist ein Genuss und bietet nach jeder Kurve spektakuläre Ausblicke auf das Hochgebirge und die Gletscherwelt des Berninamassivs.

Am Nachmittag geht es dann von der Alp Grüm zügig und kurvenreich bergab ins Puschlav. Der Höhenunterschied von Alp Grüm bis Poschiavo beträgt stolze 1077 m! Die Bernina-Bahn meistert die Strecke ohne Zahnrad bei einem Gefälle /einer Steigung von bis zu 70 Promille! Seit 2008 sind die Albula- und die Berninalinie der Rhätischen Bahn aufgrund ihrer Einzigartigkeit Teil des UNESCO-Weltkulturerbes!

Die Fahrt mit der Bernina-Bahn von Samedan über Bernina Hospiz und Alp Grümbis nach Poschiavo bleibt für uns ein unvergessliches Erlebnis!

Von Poschiavo nach Tirano
Am späteren Nachmittag werden wir im Hotel Croce Bianca in Poschiavo herzlich empfangen. Nach dem Bezug der schönen Zimmer und dem Bierlein zur Einstimmung geniessen wir ein feines Abendessen. Später spazieren wir durchs Dorf und sitzen dann bei sommerlicher Temperatur in einem Restaurant am Dorfplatz gemütlich zusammen, um bei einem feinen Schlummertrunk und lockeren Gesprächen die Kehle noch etwas anzufeuchten!

Am nächsten Morgen erfreuen wir uns am grosszügig angerichteten Frühstücksbuffet. Da ist wirklich für alle etwas dabei, um den Motor und das Gemüt in Schwung zu bringen. Mit der Bernina-Bahn geht es abwärts über den spektakulären Kreisviadukt in Brusio nach Tirano. Von Poschiavo bis Tirano sind es beinahe 700 Höhenmeter. Der angelegte Viadukt ermöglicht eine künstliche Streckenverlängerung auf kleinstem Raum, damit die Bahn den Höhenunterschied überhaupt meistern kann. Unser Hotelier empfängt uns am Bahnhof in Tirano und erzählt während des Spaziergangs einiges zur Kleinstadt in der rund 10ʾ000 Menschen leben. Von hier aus geht es mit der italienischen Bahn südwärts. Es sei jetzt das dritte Jahr, dass die Bahn im Sommer drei Monate nicht in Betrieb sei, da Unterhaltsarbeiten/Erneuerungen ausgeführt werden. Mitte September seien die Schulferien zu Ende, ab dann fahre die Bahn wieder. Es gebe hier drei Klimazonen. Tirano sei ca. in der Mitte zwischen dem oberen und unteren Veltlin, das zur norditalienischen Region Lombardei gehöre. 

Es wurden schon sehr früh wunderbare Häuser gebaut und in den Quartieren der Stadt und in den Dörfern haben die Spezialisten (Steinmetze/Maurer) mit den Pflastersteinen auf den Strassen und Wegen kunstvolle Bilder hingezaubert. Bis 1975 sei in dieser Gegend der bestbezahlte handwerkliche Beruf «Schmuggler» gewesen. Es sei Kaffee von der Schweiz nach Italien geschmuggelt worden. Der Kaffee sei mit den Schiffen nach Basel gekommen, dann weiter mit der Bahn nach Brusio. Hier seien einige Kaffeeröstereien angesiedelt gewesen, die während vieler Jahre auch gutes Geld verdient haben.

Weine degustiert im kühlen Weinkeller
Im kühlen Weinkeller der Firma Plozza haben wir erfahren, dass in dieser Gegend am meisten die Traubensorte «Nebbiolo» angebaut wird. Wir dürfen hier drei einheimische Rotweine degustieren. Der Alkoholgehalt beginnt bei 11, weiter geht es bei 13 und der Abschlussmacht der dritte Wein mit 16 %. Alle drei Weine gefallen uns ausgezeichnet, da uns dazu hervorragendes kaltes Fleisch, wunderbarer Käse und fantastisches Brot in rauen Mengen serviert wird. Unser Hotelier ist tatsächlich ein «Tausendsassa»! Da hat er nun einige Register gezogen und uns mit diesem Imbiss eine grosse Freude bereitet.

Nach dieser wunderbaren Zwischenverpflegung steigen wir vom angenehm kühlen Keller ans Tageslicht und werden von der gewaltigen Hitze und dem heissen Wind beinahe erschlagen! Jetzt heisst es nur noch ganz schnell den Schatten suchen. Den finden wir dann bei einer Gelateria. Nach dem Genuss von kühlen Getränken oder/und feinen Glace-Spezialitäten geht es kurz vor 15 Uhr mit der Bernina-Bahn zurück nach Poschiavo. Einige wollen dann noch etwas für die eigene Fitness tun.

Unser Dirigent steigt in Miralago aus und wandert um den ganzen Lago die Poschiavo, und einige Kollegen haben den Weg von Le Prese zurück nach Poschiavo unter die Füsse genommen. Heute haben wir wieder einen von unserem Reiseleiter super organisierten Tag erleben dürfen. Auch heute Abend geniessen wir im Hotel wieder ein feines 4-Gänge-Menü. Auch diejenigen, die mit dem Zug von Tirano zurückgekehrt sind, spazieren nach dem Essen ins Dorf und sitzen noch gemütlich zusammen bei Wein und Bier und geniessen auch heute den milden, regenfreien Abend. Wir haben ja erfahren, dass sich im Thurgau der Regen schon angemeldet habe!!

Informativer Spaziergang durchs Dorf
Am Sonntagmorgen begrüsst uns eine geschichtskundige Dame von Valposchiavo Turismo vor dem Hotel. Mit ihr erfahren wir einiges beim Spaziergang durchs Dorf. Die vielen alten, stabil gebauten Bauernhäuser hatten auf der Hinterseite keine Tür. Durch die grosse Bogentür gelangten zuerst die Tiere von der Strasse ins Haus. Vom Zwischenboden aus wurden die Tiere gefüttert. Darüber waren die Wohnräume der Bauersleute. Im 19. Jahrhundert war die Gegend von Hunger, Armut und Auswanderung geprägt. Ihr Weg war von Verzicht und harter Arbeit geprägt. Einige der erfolgreichen Auswanderer waren ausgebildete Zuckerbäcker. Nach vielen harten Jahren eröffneten sie in zahlreichen Ländern «Schweizer Cafès» und brachten es zu Erfolg und Wohlstand. Viele kehrten zurück und stellten ihren Reichtum zur Schau, indem sie am südlichen Dorfrand prächtige Villen mit wunderbaren Gärten bauen liessen. In Poschiavo leben heute ca. 3500 Einwohner, zum grössten Teil (über 80 %) sind sie katholisch. Die öffentlichen Schulen blieben bis 1968 getrennt.

Seit 1929 existiert hier eine Berufsschule für junge Menschen aus dem Puschlav, dem Bergell und der Provinz Sondrio. In der Nähe wurde im Jahr 1981 ein Hallenbad mit einem 25-m-Becken für die Öffentlichkeit gebaut, das sich grosser Beliebtheit erfreut.

Im Sommer 1987 wurde Poschiavo, wie in diesem Jahr Brienz, von einem gewaltigen Unwetter heimgesucht. Schutt und Bäume stauten den Hochwasser-führenden Fluss. Unheimliche Wasser- und Schuttmassen wälzten sich durch den Dorfkern und verursachten grosse Verwüstungen. Der Grossteil der betroffenen Häuser hatte überflutete Keller und zerstörte Räume im Erdgeschoss. Im ganzen Dorf findet man heute Informationstafeln, die an dieses schreckliche Ereignis erinnern.

Abschied von traumhafter Sängerreise und Rückkehr in den Thurgau
Kurz vor 14 Uhr Uhr besteigen wir am Bahnhof Poschiavo das Postauto und geniessen auf einer kurvenreichen Strecke die Fahrt über Bernina Hospiz nach Samedan. Hier dürfen wir in einem neuen wunderbaren Wagen der Bernina-Bahn die reservierten Plätze einnehmen. Durch den Vereina-Tunnel erreichen wir Klosters und weiter das Prättigau hinunter bis nach Landquart. Dann mit dem Schnellzug nach Zürich, um zum letzten Mal umzusteigen in den IC 8, der uns glücklich und zufrieden in den Thurgau bringt, wo wir überglücklich sind, als wir feststellen dürfen, dass es unseren Ladies immer noch sehr gut geht!

Wir durften ein weiteres Mal eine traumhafte, abwechslungsreiche Sängerreise geniessen. Natürlich hat auch das herrliche Sommerwetter zur hervorragenden Stimmung viel beigetragen.

Lieber Ernst, was du wiederum für uns rekognosziert, organisiert und reserviert hast, das ist absolute Spitzenklasse und dafür bedanken wir uns bei dir überaus herzlich! Wir freuen uns heute schon auf dein interessantes Programm im Jahr 2026!

Männerchor Salmsach-Langrickenbach
Walter Stünzi
 


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