Auf ein Wort

  27.03.2024 Romanshorn: offizielle Mitteilungen

Die Tage werden wieder länger, das Wetter wärmer und die Natur spriesst üppig: Klarer Fall, der Frühling steht vor der Tür. In der ganzen Hafenstadt mit seinen weitläufigen Parks am Bodenseeufer ist diese Jahreszeit eine besonders grosse Freude. Aber Moment, in der ganzen Stadt? Nicht ganz.

Leider nur fast. Denn in Teilen des Zentrums sieht die Realität leider noch etwas anders aus. Es zeigt sich bisher bedingt attraktiv und scheint einzig dem motorisierten Verkehr verpflichtet. Dabei gilt doch eigentlich: Eine Stadt ist dann attraktiv, wenn sie eine hohe Aufenthaltsqualität für alle Anspruchsgruppen bietet - und nicht hauptsächlich auf Autos ausgerichtet ist. In unserer Innenstadt dominieren jedoch Asphalt und fahrende oder parkierte Autos.

"Wenig Grün und viel Grau" wäre wohl eine träfe Beschreibung für das wenig einladende Gebiet. Kurz: Das Stadtzentrum hat den Charme einer Kohlenmine.

Atmosphäre beeinflusst Kaufverhalten
Selbstredend, dass in einer solchen Atmosphäre weniger flanierende Einheimische und touristische Besuchende in Kauflaune unterwegs sind. Dieser Umstand hemmt florierende Umsätze für den Detailhandel und das Gewerbe. Sie haben mit dem Einkaufstourismus ins nahe Deutschland und nach Österreich sowie dem Onlinehandel ohnehin zu kämpfen. Handkehrum ist das örtliche Gewerbe auf eine gute Erreichbarkeit durch nahe Parkmöglichkeiten angewiesen – so die gängige These. Auf den ersten Blick scheint das logisch. Jedoch zeigen Erfahrungen aus anderen Städten, dass der Zusammenhang nicht so zwingend ist, wie man annehmen kann.

Aufenthaltsqualität ist entscheidend
In München beispielsweise wurde 2016 die Einkaufsmeile Sendlingerstrasse zur Fussgängerzone umgestaltet und dabei viele Parkplätze aufgehoben. Obwohl sich damit die Erreichbarkeit der Geschäfte veränderte, bewerteten 34% der Gewerbetreibenden die Effekte des Verkehrsversuchs als sehr positiv und 29% als positiv. Ebenso zeigte eine Untersuchung in Zürich, dass zwischen der Zahl der Parkplätze und der Wertschöpfung an einer Strasse kein statistisch signifikanter Zusammenhang festzustellen war.

Innenstädte sind also dann attraktiv, wenn sie neben einem breiten kommerziellen, gastronomischen und kulturellen Angebot eine hohe Aufenthaltsqualität in den Strassenräumen bieten und auch mit Velos direkt und sicher erreichbar sind. Parkplätze sind so anzuordnen, dass sie die Strassenräume nicht beeinträchtigen und zu möglichst wenig Suchverkehr führen. Die Konzentration von Abstellflächen in Parkhäusern erfüllt genau diese beiden Bedingungen.

Stadt und Fachgeschäfte Hand in Hand
Selbstverständlich ist es aber mit einer moderaten Anpassung bei der Zahl von Parkplätzen nicht getan. Vielmehr gefragt sind geeignete Massnahmen, damit sich der gewonnene Raum auch mit Leben füllt. Genau das ist das Anliegen und Bestreben der Stadt. Sie tut dies unabhängig von Parkierfragen grundsätzlich an verschiedenen Orten. Und natürlich hat der Mix an Ladengeschäften ebenfalls einen grossen Einfluss auf die Frequenzen. Die Stadt und die Fachgeschäfte Romanshorn arbeiten gemeinsam daran. Dass eine Steigerung der Aufenthaltsqualität notwendig ist, scheint unbestritten. Diese erreichen wir dann, wenn wir Räume für Menschen gestalten, nicht für Autos.

Unter anderem im Rahmen der Umgestaltung der Bahnhofstrasse werden die Einwohnenden von Romanshorn Gelegenheit haben, sich zu diesen Themen zu äussern. Der Stadtrat freut sich auf gute und konstruktive Diskussionen.

Ihr Roger Martin

 

 


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