Wellenbrecher

  19.12.2024 Kolumnen, Uttwil , Salmsach, Romanshorn

Weihnachtsmarkt
Oh du (glühwein-)seelige (Vor-)weihnachtszeit!

Wir freuen uns: Heute geht’s zum Weihnachtsmarkt. Der Wetterprophet hat Schnee angekündigt, gestiefelt und mit einigen Schichten Kleidern angetan kann es losgehen. Das Portemonnaie ist gut gefüllt und die Laune auf Hochglanz. Und dann geht es los: Schon im Bus bemerken wir, dass nicht nur wir diese Idee hatten. Eingeklemmt zwischen Niessenden, Hustenden und tropfenden Nasen lassen wir uns nicht schrecken, wir gehen zum Weihnachtsmarkt! Das wird schön!

Kurz vor dem Ziel müssen alle aussteigen: technischer Schaden. Draussen ist es ungemütlich, der Schnee kommt noch flüssig daher, der Wind pfeift um die Ohren. Unverzagt stapfen wir zu Fuss weiter, ist ja nicht mehr weit. Wir hören und sehen schon die Pforte, es wird gedrängelt und geschupft, mehrstimmig gesungen bis gegrölt, aber macht nichts, so ist das eben auf einem Weihnachtsmarkt.

Die Lichterpracht ist überwältigend, ein Foto jedoch nur mit viel Publikum möglich. In jeder Ecke ertönt Weihnachtsmusik «Leise rieselt der Schnee…» − nur nicht auf dem Markt, jeder zweite Stand bietet Essen an, von süss bis deftig. Wir warten noch, es soll was Besonderes sein, was typisch Weihnachtsmärktliches eben, und sowieso, bei den Schlangen vor den Ständen vergeht der Hunger zusehends. Glühwein − das ist es, das brauchen wir jetzt. Wir erstehen ein überteuertes, übersüsstes Tässchen, mit Pfand, die Tasse könnten wir auch behalten. Mit klammen Fingern und langsam erkaltenden Zehen stehen wir, wieder eingeklemmt an einem Stehtischchen − wir nehmen noch einen. Da sieht die Welt doch gleich noch viel freundlicher aus.

An den übrigen Ständen werden sündhaft teure Dekorationen für Haus und Mensch angeboten. Wir haben uns für eine Quarkkartoffel entschieden, diese ist dank der nasskalten Temperatur nach zwei Bissen kalt, es wird noch ein Baumkuchen nachgestopft. Mittlerweile sind die Zehen gefühlt abgestorben, der Schnee bleibt aus, wir gehen nach Hause – aber schön wars! Nächstes Jahr gehen wir wieder hin.

Frohe Weihnachten und weiterhin alles Gute!

Ingrid Meier


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