Der Ausgänger geht, wenn auch nicht ganz. Ein Nachruf.
13.02.2025 Kolumnen, Uttwil , Salmsach, RomanshornLiebe Leserin, lieber Leser
Meine erste Kolumne dieses Jahres hätte kein Nachruf sein sollen. Aber das Leben hält immer was für einen bereit.
Am 6.01.25, veröffentlichte das VBS ein Communiqué, indem festgehalten wurde, dass die Ausganguniform der Schweizer Armee aufgrund Sparmassnahmen in Zukunft nur noch «bedarfsorientiert und zu Repräsentationszwecken» abgegeben wird. Sie bleibt dem (höheren) Kader und speziellen Funktionen vorbehalten. Auch wenn Sie nicht ganz aus dem militärischen Dienstbetrieb verschwindet – einen Nachruf hat sie verdient.
Jede dienstpflichtige Person in der Schweiz, welche bis zu diesem Jahr, zum Dienst angetreten ist, kennt es gut. Genannt «Tenue A», in der Öffentlichkeit als Ausgangsuniform bekannt, war sie nebst dem Armeebudget stets ein umstrittenes, emotionales Thema So umstritten, dass über die Ästhetik der Nationalrat schon debattierte und manch ein Rekrut sowie Kader etliche Diskussionen mit der jeweiligen Logistikbasis der Armee, über die (in-)korrekte Grösse, führen dürfte.
Emotional, denn schon mancher Rekrut ist am Krawattenknopf verzweifelt oder an der Regelung: Im «Tenue A» wird nicht geschwitzt! Tja, viel Spass beim knappen Abtreten und dann noch den Zug erwischen.
Das «Tenue A» bleibt in Erinnerung, dank der Beförderung zum Militärkader, als ästhetische Herausforderung, als treuer Begleiter im Ausgang oder als Kurzgeschichte aus der Dienstzeit.
Meine wäre: Die Krawatte von Soldat Zwyfel, welche jeweils mehr nach einem gordischen aus Zeiten von Alexander dem Grossen als nach einem Winchester-Knoten erinnerte. Was für uns jeweils ein Grund zum Lachen war, trieb den Feldweibel beinahe zur Weissglut. Den Zwyfel störte der «Knoten» nicht. Schliesslich konnte er ihn auch nicht mehr öffnen.
Die Ausgangsuniform, diente nicht nur dem Ausgang. Dieses Klischee konnte leider seit Einführung 1995 nicht abgelegt werden. Sie wurde und wird auch im Dienstbetrieb zur Arbeit getragen. Und Sie bleibt eine Uniform. Für mich als Offizier ist darum unerlässlich zu erwähnen, SIE darf/ muss mit Stolz getragen und verabschiedet werden.
Sabir Semsi