Diffamierung

  18.09.2025 Kolumnen, Uttwil , Salmsach, Romanshorn

Diffamierung ist ja die bewusste Schädigung des Ansehens einer Person, indem man sie in ein schlechtes Licht rückt und ihren Ruf beschädigt oder die Person herabsetzt und in Verruf bringt. Also eine gezielte Stigmatisierung und Verunglimpfung eines Menschen.

Sollte dies nach einer handgreiflichen Tätlichkeit oder einem verbalen Konflikt passieren, so kann man das sehr wohl als weitere Eskalation innerhalb einer persönlichen Auseinandersetzung sehen. Aber was haben solche Umgangsformen in öffentlichen Berichterstattungen zu suchen, wo es doch um Meinungsbildung geht? Wird hier nicht durch solche Art und Weise der Informationsübermittlung bereits eine Meinung aufoktroyiert?

Wenn beispielsweise konservativ denkenden Menschen oder solchen mit unbequemen Ansichten einfach die rechtsradikale oder sogar die Nazi-Etikette verpasst wird. Oder wenn einem Politiker, der unter Umständen berechtigte Kritik ausübt, um etwas Destruktives zu verhindern, als Populist, also als jemand, der blosse Stimmungsmache betreibt, darstellt gestellt wird. Oder wenn einfach scharf argumentierenden Rednern, welche kein Blatt vor den Mund nehmen, fälschlicherweise die Bezeichnung Hetzer angeheftet wird. Und dies alles nur, weil sie eine andere Meinung vertreten als verlangt wird. Wer abweicht, wird schnell als Bedrohung wahrgenommen und abgewertet, um die Gruppe der Gleichdenkenden zu schützen. In dieser fühlen sie sich sicherer, da sie die Werte teilen. Sie suchen nach Informationen, die ihre Meinung bestätigen, und blenden anderes aus. Die Abwertung anderer dient als Strategie, um sich nicht mit widersprüchlichen Fakten auseinandersetzen zu müssen. Dabei entwickeln die Abwertungen ein Gefühl von Kontrolle und Stärke und das wiederum vereinfacht für einen Moment die Welt, indem man Stereotypen schafft, welche weitere Auseinandersetzungen scheinbar erübrigen.

Das schnelle Abwerten stellt zwar einen Schutzmechanismus dar, der Energie spart, Unsicherheiten reduziert und das Wir-Gefühl stärkt, aber den echten Dialog verhindert.

Erfahrungsgemäss bringt uns nur der Dialog und nicht die Diffamierung weiter, sei es im privaten Umfeld, in der politischen Auseinandersetzung, in der Berichterstattung und als Gesellschaft.

Daniel Frischknecht


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