Tanja Bühler

«Wie ein Mann nichts tat und so die Welt rettete»
Lukas Maisel, Rowohlt

Berufsbedingt stapeln sich bei mir zu Hause viele Bücher, hauptsächlich Krimis und Thriller. Dann gibt es Bücher aus anderen Bereichen, die mir immer wieder begegnen und mich geradezu zum Lesen auffordern. So erging es mir mit einem schmalen Band eines Schweizer Autors, mit einem eher unauffälligen Cover. Das Buch schildert die wahre Begebenheit um Stanislaw Petrow, der vor eine, für die Menschheit bedeutsame Entscheidung gestellt wird.

September 1983 in der ehemaligen Sowjetunion. Offizier Petrow arbeitet für die Luftverteidigungsstreitkräfte in einer geheimen Einrichtung. Nicht einmal seine Frau weiss, was er genau macht. Als einer seiner Kollegen erkrankt, übernimmt er die Nachtschicht. Alles scheint wie immer zu sein, doch dann meldet das atomare Abwehrsystem den Start einer Rakete aus den USA. Konnte das sein? Laut Protokoll müsste er dies seinem Vorgesetzten melden, der wahrscheinlich einen nuklearen Gegenschlag anordnen würde. Konnte er dem Computersystem blindlings vertrauen oder sollte er abwarten, ob es sich um einen Fehlalarm handelt? Er hatte 17 Minuten Zeit.

Wenn Sie diese Zeilen lesen, ist klar, dass die Geschichte gut ausgegangen ist. Dass wir leben, ist der Beweis dafür. Hätte Petrow nicht auf sein Gefühl vertraut, gäbe es uns heute vermutlich nicht mehr. Der Vorfall wurde geheim gehalten und erst nach dem Fall der Sowjetunion publik. Ich hatte vor diesem Roman auch noch nie etwas davon gehört. Eine eindrückliche Geschichte mit einem aktuellen Thema.

Lukas Maisel konnte durch den Kontakt mit dem Sohn von Petrow viel Persönliches in sein Buch einfliessen lassen. Es zeigt, wie ein einzelner Mensch durch Mut und Bedacht zur richtigen Zeit, möglicherweise einen Atomkrieg verhindern konnte. Und eine Erinnerung daran, dass echte Helden oft unerkannt bleiben.