Schwarze Weihnachten
11.12.2025 Kolumnen, Uttwil , Salmsach, RomanshornSchwarze Weihnachten
In ungeübter Kinderschrift
steht jener Wunsch, der ihn so trifft.
Der Weihnachtsmann sitzt müde nieder
und liest den Zettel immer wieder:
«Mein liebes Christkind, mache heuer
doch alles schwarz zur Weihnachtsfeier:
Lametta, Christbaum, Schnee und Kerzen…
Ich bitt’ dich, alles einzuschwärzen!
Auch Hirten, Engel, Esel, Rind,
im Krippelein das Jesuskind,
soll schwarz erscheinen dieses Jahr.
Wenn du das machst’ ist’s wunderbar!
Ich zähl auf dich, mein Jesulein.
Mit lieben Grüssen Susi Klein.»
Im Himmel war man haltlos und
fand diese Wünsche ungesund.
Seit wann, beriet man intensiv,
sind Kinder derart depressiv?
Es wurde nicht nur diskutiert,
nein, auch ganz himmlisch spekuliert...
Zuletzt rief Gott den Weihnachtsmann
zu sich und wies ihn selber an,
bei Susi Klein vorbei zu sehn,
dem tristen Wünschen nachzugehn.
Der Weihnachtsmann flog also hin
und sprach zu Susi: «Welchen Sinn
siehst du, mein Kind, im Wunsche drin?»
«Mama und ich», sprach Susi still,
«sind längst allein zu Haus. Ich will
jedoch so gern Papa zurück.
Das wär mein allergrösstes Glück.
‹Wann kommt Papa?›, hab ich gefragt.
Doch Mama hat mir nur gesagt,
bevor ich meinen Vater seh,
gibt es zu Weihnacht schwarzen Schnee!...»
Christoph Sutter
verse.ch
