562 Tage, 42 Reiseberichte und 65'815 Kilometer später

  01.02.2024 Brennpunkt, Romanshorn

Begonnen hat das 562-Tage-Abenteuer von Ilona Goldinger und Manuel Rebholz am 1. Juni 2022 in Romanshorn. Mit ihrem umgebauten roten Feuerwehrauto Tatütata haben sie die Welt erkundet, 19 Länder bereist und total 65'815 Kilometer zurückgelegt. Seit Mitte Dezember sind sie wieder zu Hause.

Viele träumen davon, einmal eine Weltreise zu machen. Ilona Goldinger und Manuel Rebholz hatten auch diesen Traum − und haben ihn sich erfüllt. 562 Tage sind sie gereist, aus der Schweiz Richtung Osten, durch die Balkan-Länder nach Griechenland, durch die Türkei und Georgien in den Iran. Weiter nach Pakistan und Indien, dem Land Nummer 13 auf ihrer abenteuerlichen Reise. Dort reisten sie zwei Monate im Land, bevor ein (rund 9-wöchiger) Abstecher in den Nepal erfolgte.

Das Tatütata bekam eine Pause, als Manuel und Ilona per Flugzeug nach Australien reisten, rund ein Jahr nach Reisebeginn. Das Fahrzeug zu verschiffen, wäre zu teuer gewesen.

In Down Under verbrachten sie 8 Wochen auf einem Roadtrip, bevor die Rückreise nach Nepal angetreten wurde. Denn dort wartete ihr Tatütata. Langsam begann danach die Heimreise nach Romanshorn.

Der «Seeblick» hat sporadisch über ihre Reise berichtet. Wie es den Weltreisenden nach gut einem Monat zu Hause ergeht und was sie für Pläne haben, wurde uns in einem Interview verraten.

Ilona und Manuel, vor Weihnachten seid ihr nach anderthalb Jahren Reisezeit wieder zu Hause (und im Alltag) angekommen. Was war das für ein Gefühl?
Manuel: Wir planten, Weihnachten 2023 wieder zu Hause zu feiern. So war die Vorfreude auf Familie und Freunde gross. Dann, als ich in Romanshorn auf unseren Parkplatz fuhr, die Handbremse anzog und den Zündschlüssel zum letzten Mal drehte, waren wir schon etwas wehmütig − und die eine oder andere Träne wurde weggewischt. Unsere Reise ist vorbei, doch gleichzeitig auch «wow!», vor anderthalb Jahren sind wir hier losgefahren und kehren nun wohlbehalten an dieselbe Stelle zurück. Dankbar, dass uns nichts passiert ist, wir gesund sind. Ilona und ich haben das als Team bewältigt.

Auf der Reise konnten die Tage (mehr oderweniger) individuell gestaltet werden, ein lockerer Rhythmus, ohne feste Termine. Wie pendelt ihr euch im Schweizer Rhythmus ein?
Manuel: Eines gern vorweg: Ferien waren das auf keinen Fall. Es musste täglich sorgfältig geplant werden. Essen besorgen und Wasser zu haben, war immer wichtig, auch einen sicheren Stellplatz für die Nacht, was jedoch eher in Europa ein Problem darstellte als in Asien. Wir standen auf, wenn die Sonne aufging, gingen zu Bett, wenn die Sonne unterging. Ein angenehmer Rhythmus für den Körper. Unsere Tagesgestaltung jetzt ist noch locker, wir sind flexibel, nehmen aber wieder soziale Termine wahr, wie auch Mittagessen um 12.

Habt ihr die Reisestrecken minuziös im Voraus geplant oder ging das eher locker, so nach dem Motto: Schauen wir mal, was heute kommt? Und: Wie findet man Stellplätze?
Ilona: Wir hatten schon eine ungefähre Vorstellung von dem, was wir sehen wollten, vieles kam aber auch spontan zustande. Stellplätze fanden wir zum einen durch Informationen von andern Reisenden, zum andern durch eine App von Reisenden für Reisende, mit Koordinaten. So konnten wir vorsondieren. Es gab nicht überall schöne Stellplätze, manchmal hinter einer Tankstelle, was ernüchternd war. Aber Sicherheit ging immer vor.

Die tiefsten Eindrücke, die ihr erfahren und mitgenommen habt, und was hat euch besonders fasziniert?
Ilona und Manuel: Tief beeindruckt sind wir noch immer von der extremen Gastfreundschaft, die uns fast überall zuteilwurde. Wir wurden immer so herzlich aufgenommen und bewirtet. Fasziniert haben uns die atemberaubenden Sehenswürdigkeiten, wie etwa das Taj Mahal in Agra (Indien), das Great Barrier Reef vor der Küste Queenslands in Australien oder die gigantischen Berge in Nepal. Es gäbe noch vieles aufzuzählen…

Wie lange dauerte eure längste Fahrt?
Manuel: Die verrückteste Strecke fuhren wir in Nepal, von Pokhara nach Kathmandu. Für 200 Kilometer (Baustelle) brauchten wir 3 Tage. Meistens bin ich gefahren, 6 bis 7 Stunden pro Tag. Ansonsten hatten wir unsere Rollen verteilt: das Auto (Technische) war mehr mein Ding, Ilona handelte beim Kauf auf den Märkten.

Habt ihr schon weitere Reisepläne?
(schauen sich an…) geplant noch nicht, aber wir träumen – und es kribbelt schon wieder ein bisschen. Mit dem «Tatütata» wieder los, in einen andern Teil der Erde.
Ilona: Ich träumte seit Jahren von einer Weltreise, mit Manuel konnte ich diesen Traum verwirklichen.

Wie sieht euer Arbeitsleben heute aus? Habt ihr wieder einen Job?
Ilona: Manuel und ich fangen am 1. Februar wieder an zu arbeiten, Manuel in einem Marketing-Büro in St. Gallen und ich in einer Drogerie in Arbon ... und wir freuen uns.

Und was geschieht mit dem «Tatütata»?
Ilona und Manuel: Das «Tatütata» ist uns ans Herz gewachsen, wir haben mit ihm viele tolle Abenteuer erlebt. Für uns ist es viel mehr als «nur» ein Auto. Es hat einen sehr guten Job gemacht. Das Tattoo am Auto ist Schmuck und Souvenir zugleich, und Symbol dafür, was es uns bedeutet. Wir geben es nicht her, es wird weiterhin gepflegt, denn es soll immer parat sein. Bis es wieder los geht… In der Zwischenzeit dient es als Bandwagen oder Zügelauto.

Marianne Lüchinger
 

einfachmallos.ch
Die Reise haben Manuel und Ilona auf ihrem Blog einfachmallos.ch dokumentiert. 6 bis 8 Stunden haben Manuel und Ilona für je einen Beitrag aufgewendet. Es finden sich Reiseberichte, Statistiken und Facts.

 


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