Der letzte Büscheler im Romanshorner Wald

  07.12.2023 Kultur&Natur, Romanshorn, Salmsach

Wenn es das Wetter zulässt, trifft man den Salmsacher Hanspeter Huber werktags täglich im Romanshorner Wald, wo er seinen Arbeitsplatz hat. Der ehemalige Bähnler ist seit 15 Jahren pensioniert und arbeitet seither als Büscheler. Er ist noch der einzige im Romanshorner Wald.

Zum «Büscheler» wird man nicht durch eine Ausbildung, schon gar nicht durch eine akademische. Die Kunst des Büschelibindens wird von Mann zu Mann weitergegeben. So lernte auch Huber von seinem Vorgänger Johann Bücheli das alte Handwerk: «Es müssen schöne Büscheli sein, keine Krähennester», habe dieser jeweils gesagt. Den Büschelibock hat Bücheli noch selbst mit mechanischen Raffinessen ausgestattet. Das übrige Werkzeug wie Beil und Motorsäge brachte Huber selber mit. Langweilig wird es ihm nie. Er hat sein Radio dabei und hie und da kommen Spaziergänger vorbei oder ein tierischer Waldbewohner.

Zusammenarbeit mit dem Revierförster
Die Waldkorporation Romanshorn-Uttwil umfasst 260 ha Wald. Revierförster Daniel Hungerbühler liefert jeweils grob gespaltene Holzstücke von Buchen, Eichen, Hagebuchen und anderen Harthölzern, die gefällt werden mussten. Huber zerteilt diese mit dem Beil und «büschelet» die auf 50 Centimeter zugeschnittenen Scheite im Büschelibock zusammen mit ein paar dünneren Reisern. Die Kunst besteht darin, die zugeschnittenen Scheite und das dünnere Material so anzuordnen, dass die Scheite das Büscheli schön zusammenhalten. Jeder Handgriff sitzt, wie die Drähte umgelegt werden und das Büscheli gepresst und zusammengebunden wird. Zum Schluss werden die Enden des Büschelis gerade abgesägt. Das dünne Material dient später als Hilfe zum Anzünden und die Scheite behalten die Wärme lange.

Auch die Büschelibeige muss schön gerade angelegt sein, damit sie eine Gattung macht und natürlich nicht zusammenfällt. Gegen 800 Büscheli macht Huber im Jahr. Diese werden vom Förster abgeholt und müssen drei Jahre lang zum Trocknen gelagert werden. Käufer sind meist ältere Leute, die noch einen Kachelofen haben.

Lebendige Kreisläufe
Schön ist so eine allmählich wachsende Büschelibeige anzusehen. Es gehe aber nicht darum, mit Büschelen den Wald aufzuräumen, wie das vielleicht früher noch eher gedacht war: «Ein herumliegender Ast- oder Laubhaufen bietet zahlreichen Tieren Unterschlupf. Mit der Zeit verschwindet der Haufen von selbst und wird zu kostbarem Humus», so Huber. Der 80-Jährige ist sein eigener Chef am schönsten Arbeitsplatz, den man sich denken kann, besonders, wenn die Herbstsonne durch die farbigen Blätter der Laubbäume scheint.

Trudi Krieg


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