«Sie ist mein Schmuckstück»
06.01.2022 Kultur&Natur, RomanshornSeit bald sieben Jahren steht die Elektrolokomotive auf dem Freigelände des Locoramas: Werner Zürcher sorgt für den Unterhalt der Ae 6/6.
Am 25.März 2015 war der grosse Tag für sie und für ihn gleichermassen: Damals wurde die Elektrolokomotive Ae 6/6 von Sissach nach Romanshorn überführt. Seither sorgt auch Werner Zürcher für deren Unterhalt.
Neu verchromt
«Sie gehört eigentlich Peter Hemming aus Gelterkinden: Ich und Marcel Bänziger sind mit je 5000 Franken daran mitbeteiligt. Nachdem sie bei uns eingetroffen war, stand für uns fest: Dieses technische Schmuckstück braucht Pflege und Unterhalt. Im Juni 2015 habe ich die Tafeln und Zierstreifen abmontiert, geschliffen und gefeilt», sagt Werner Zürcher. Und er gerät ins Schwärmen, wenn er von «seiner» Loki erzählt. In den darauffolgenden Jahren bemalte er den Lokomotivkasten und kann dann wieder die eingelagerten Teile anschrauben. Ein Bekannter aus Österreich hatte sie ihm unterdessen gratis neu verchromt. Das damals noch fehlende luzernische Kantonswappen hat er vom Besitzer Hemming erhalten: «Was jetzt noch fehlte, waren die Buchstaben dazu. Die Originale habe ich vom Verein Historic in Brugg ausleihen können. Unterdessen sind sie aus Kunststoff nachgemacht und mit Silberfolie überzogen.»
Hunderte Stunden
Nach anfänglichem Zögern wurde dann auch der Verein Locorama sozusagen warm für die Sache, sprich die Lokomotive. Unterdessen hat Zürcher in Eigenregie auch den Führerstand gereinigt und die zwei Lokführerstühle neu überzogen. Am 12. Oktober 2017 war alles fertig. Für die Pflege und den Unterhalt wendet der bahnbegeisterte
Goldschmied einige hundert Stunden an Arbeit auf, die er gerne hin und wieder auch im Trockenen absolvieren würde und die sich allemal lohnen: «Wenn die Ae 6/6 zum Beispiel an einem internationalen Lokitreffen bewundert wird oder wenn die Menschen über sie staunen. Heute ist es so, dass ich sie während der Öffnungszeiten des Locoramas den Besucherinnen und Besuchern gern zeige.»
Kleine und grosse Bahn
Als Kind hatte er eine Modelleisenbahn und jetzt eine transportable Anlage in einem separat gemieteten Raum. Die Freude an der Eisenbahn hat sich – auch in jüngeren Jahren − noch verstärkt: «In jungen Jahren als Pensionär im damaligen Bahnhofbuffet habe ich hin und wieder im Service ausgeholfen. Und später auch, in der rollenden Bahn – sprich im Speisewagen.
Erstmals und ganz überraschend bin ich auf einer TEE-Zugfahrt eingesprungen und wurde in der Folge offiziell von den SSG für diesen Aushilfsdienst angefragt. Da habe ich in den Speisewagen der Eurocityzüge auch schon mal Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft bedienen dürfen. Neben der Abwechslung ergaben sich da immer wieder Gespräche und Beziehungen, die diese Leute auch in meine Goldschmiedewerkstatt geführt haben. Ich sage mal: Das waren auch Win-win-Situationen», so Zürcher.
Markus Bösch
Die SBB haben vom Typ Ae6/6 120 Maschinen gebaut, die als Universallokomotiven für den Güter- und Personenverkehr eingesetzt wurden. Die ersten 25 Loks erhielten die Namen der damals 25 Kantone, die restlichen die Namen von Städten: Die Lokomotive mit der Nummer 11457 erhielt Namen und Wappen von Romanshorn und war seinerzeit hier getauft worden. Unterdessen ist sie verschrottet. Die Lokomotive «Luzern» mit der Nummer 11404 steht in Romanshorn auf dem Locorama-Gelände.