Martin Haas – ein Rücktritt mit Wehmut

  30.06.2022 Politik, Salmsach

Martin Haas tritt per Ende Juli als Gemeindepräsident von Salmsach zurück. Der «Seeblick» hat sich mit dem scheidenden Gemeindepräsidenten unterhalten. Eine kleine Rückschau auf acht Jahre im Amt.

Was ist der Unterschied zwischen Martin Haas, als er das Amt antrat, und Martin Haas heute, der das Amt verlässt?
Grundsätzlich ist es für mich nach wie vor ein Job, der mich fasziniert, weil die Arbeit in Salmsach vielseitig und täglich eine neue Herausforderung ist. Es war immer spannend, nicht zu wissen, was oder wen der Tag bringen würde. Heute bin ich im Vergleich zu damals etwas ernüchtert, weil ich mir darüber Hoffnungen gemacht hatte, das Amt anders ausführen zu können.

Haben Sie das Gefühl, Sie hätten mehr bewirken wollen?
Nicht mehr, aber anders. Anfangs dachte ich, man könne Konflikte mit Gesprächen lösen. Man könne Kontrahenten um einen Tisch setzen und gemeinsam eine, für alle befriedigende Lösung finden. Im Lauf der Jahre, hatte ich jedoch  das Gefühl, dass tendenziell das immer weniger möglich ist. Mir scheint, dass allgemein je länger, je weniger Verständnis für den andern oder das Gemeinwohl vorhanden ist und man mehr nur für sich selbst schaut. In dieser Hinsicht bin ich nun eher desillusioniert.

Was werden Sie am meisten von diesem Amt vermissen?
Schwierig zu sagen… sicher werde ich es vermissen, gemeinsam Dinge erarbeiten zu können. In Diskussionen verschiedene Stimmen anzuhören, gemeinsam pragmatische Lösungen zu suchen und am Ende erfolgreich ein Projekt abschliessen zu können.

Was unterscheidet Martin Haas vor acht Jahren und Martin Haas heute?
Die Erfahrungen, die ich machen konnte, und mein umfangreicheres Wissen in bestimmten Bereichen. Ich musste mich in Ressorts vertiefen, deren Umfang mir vorher nicht bewusst war. Das war ganz sicher bereichernd. Es gab viele Erlebnisse, die mich geprägt haben, sowohl positive wie auch negative.

Was hätten Sie im Nachhinein anders gemacht?
Es kann sehr schwierig sein, zwischen Behörden und Einwohnern wirken zu müssen. Man muss immer sehr aufpassen, damit man die jeweiligen Beteiligten mit den notwendigen Informationen ausrüsten kann. Es ist eine Herausforderung, den Wissensstand für beide Seiten gleich zu halten. Hier würde ich heute vielleicht transparenter wirken wollen.

Das schönste Erlebnis?
Es sind mehrere: Mit viel Herzblut und nach einigen Rückschläge zu erreichen, dass wir in Salmsach einen Volg eröffnen konnten. Ein anderer Höhepunkt war, die Schulhaussanierung und -Erweiterung zu schaffen, ohne das Budget zu überschreiten, oder besser gesagt, sogar günstiger als budgetiert. Und nicht zuletzt, die Steuersenkungen.

Und persönlich? Als Mensch?
Am schönsten waren die vielen Begegnungen mit Schulkindern, ob auf Schulanlässen, Turnieren oder auf dem Pausenplatz.

Ist Wehmut da?
Zum Teil: Ich habe den Job sehr gerne gemacht und bin nicht Amtsmüde. Anderseits, mit all dem, was in der jüngsten Vergangenheit geschehen ist, was einen unvermeidbar belastet, ist auch eine gewisse Erleichterung vorhanden.

Ich frage Sie nicht nach Ihren zukünftigen Plänen, aber: Worauf freuen Sie sich am meisten nach Ihrem Rückzug aus dem Amt?
Hauptsächlich darauf, die Möglichkeit oder das Gefühl zu haben, meine Zeit selbst einteilen zu können.

Ein lustiges Erlebnis, worüber Sie heute noch lachen können?
Ich war mit meinem Hund spazieren, als zwei Schulknirpse an mir vorbeikamen. Da meinte der eine zum andern: «Weisst du, das ist Herr Haas, das ist der Chef vom Dorf, und sein Hund, das ist der Chef von den Hunden.»

Was wünschen Sie uns Salmsacher zum Abschied?
Mut, zur eigenen Meinung zu stehen, sodass nicht einige wenige Stimmen das Sagen haben und der eingeschlagene Erfolgskurs beibehalten werden kann.

Rosella Gmünder


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