«Mit den Menschen an ihrer Zukunft arbeiten»
02.12.2025 Wirtschaft, RomanshornChristian Brönimann und Stefan Ribler schauen auf eine bewegte Zeit zurück, wenn sie jetzt als CO-Leiter des Vereins Betula pensioniert werden: «Wir übergeben das Ganze mit einem wirklich guten Gefühl.»
Zusammen mit dem Verein Betula haben sie 1989 das «Betula» gegründet, es war der richtige Zeitpunkt: «Die Psychiatrie befand sich in einem Wandel, die Menschen konnten erstmals auch ausserhalb einer Klinik betreut werden. In den ersten Jahren konnten wir die Liegenschaft an der Kindergartenstrasse erwerben. Anfangs betreuten wir fünf Klienten, heute wohnen an diesem Ort 15 Personen in Einzelzimmern, werden individuell betreut und erhalten Angebote für Alltagsbewältigung, Gesundheit und Freizeit. Grundsätzlich finden Menschen mit psychischer Erkrankung oder leichter, kognitiver Beeinträchtigung verständnisvolle und fachkundige Unterstützung bei uns», erzählt Christian Brönimann. Er ist Sozialpädagoge, hat die Einrichtung mit Stefan Ribler, ebenfalls Sozialpädagoge, gegründet und das heutige Konzept entwickelt. Bis 2007 haben sie mit je 100 % das Betula als Co-Leiter geführt, dann war Ribler mit 40% beteiligt, weil er auch als Dozent an der FHS St. Gallen tätig wurde.
70 Wohn- und Betreuungsplätze
«Zur Grundidee gehört es, dass die Menschen freiwillig zu uns kommen und dass sie sich individuell partizipieren können und sollen. Wir wollen mit ihnen an ihrer Zukunft arbeiten», erläutert Stefan Ribler. Und nicht alle Bewohner/-innen können ausserhalb arbeiten, einige bräuchten interne Arbeitsplätze oder interne Tagesbetreuung. Mit den Jahren seien auch Aussenwohngruppen eingerichtet worden, wo die Menschen selbst kochen und eben eigenständig leben könnten: «Für alle, die unsere Wohn- und Tagesangebote nutzen oder brauchen, ist auch der sogenannte ‹B-Treff› an der Bahnhofstrasse offen. Oft ist dieser Ort hilfreich, wenn die Menschen sich da treffen und auch gegenseitig unterstützen können. Was wir auch sehen und immer wieder erleben: Die Bewohnerinnen und Bewohner waren und sind gut aufgehoben – bei uns und auch in Romanshorn. Wichtig war und ist uns, dass das ‹Betula› weiterhin positiv ausstrahlen soll. Wenn wir sehen, wie es den Menschen gelingt, mit ihrer Krankheit ein gutes Leben führen zu können, geben wir die Leitung mit einem guten Gefühl weiter», sagen sie.
Was passt am besten?
Mithin hat sich der Verein neu organisiert: Eine siebenköpfige Geschäftsleitung ist für sieben Bereiche und Ressorts zuständig. Der Sozialpädagoge Stephan Deininger leitet als «Primus inter pares» den Bereich Agogik, die Sozialpädagogin Nicole Zähner ist zuständig für das Wohnangebot an der Friedhofstrasse: «Momentan arbeiten 45 Personen, die meisten in Teilpensen, für und im Betula. Neben der Konsolidierung unserer Organisation spielen künftig wie früher die Finanzen eine wichtige Rolle. Letztlich geht es in diesen Diskussionen auch um die Legitimierung unserer Institution. Dass wir unsere wichtige Arbeit in Zukunft fortsetzen können.»
Angebote für Wohnen und Tagesbetreuung
Der Verein Betula betreibt je ein Wohnangebot an der Kindergartenstrasse (da treffen sich zahlreichen Personen zum Mittagessen in der Cantina) und an der Friedhofstrasse. Im betreuten Einzelwohnen werden gemietete 2,5-Zimmer-Wohnungen zur Verfügung gestellt. Aktuell leben 45 Personen in Einzelwohnungen. Zu den Tagesangeboten gehören die Cantina, der Mittagstisch im B-Treff, Arbeitsmöglichkeiten am Egnacherweg und im Bereich Dienste (Gebäudeunterhalt, Reinigung, Waschküche).
Markus Bösch
