Grosse Politik und Lokalkolorit: Bänz Friedli begeisterte die Bistro-Besucher mit Dialekt, Witz, Weltbewegendem und ein bisschen Musik.

Er weiss, wo er zu Hause ist und wo er auftritt: Nach dreimaligem Verschieben konnte Bänz Friedli endlich auch auf der Aulabühne im Rahmen der Bistro-Veranstaltungen auftreten. Während zweier Stunden unterhielt er das hiesige Publikum mit seinen ihm eigenen Mundart(en) – immer wieder auch durchsetzt mit Thurgauer Dialekt – und Romanshorner Eigenheiten: Mocmoc kam (wieder?) zu Ehren und dann immer wieder der Bahnhofplatz: Während Ersteres herhalten musste für fast alle Gründungsmythen, die «doch allesamt nicht stimmen und so ganz anders geschehen sind als sie erzählt werden, braucht der dazugehörende Bahnhofplatz ganz dringend ein Update. Oder um es klar zu sagen: Er gehört umgestaltet, um nicht zu sagen, gesperrt. So wie die Strassen am Lenz.

Gemütlich und mit spitzer Zunge
Gleichwohl nimmt er auch Bezug auf kantonale Befindlichkeiten, nationale Abstimmungen und internationale Politik: So werden Fussballclubs zu Ersatzreligionen − überhaupt ist doch alles Religion – Fussballspieler zu erdverbundenen Sportwagenfahrern, Bauern zu Subventionsempfängern, die damit ihre Abstimmungskampagne finanzieren, Waffenexporteure als solche angeprangert, Gemeindeschreiber zu Dorfkönigen und Politiker zu jenen, die mehr Schein als Sein verbreiten. Und immer tut er es mit seinem ihm eigenen dialektreichem Komödiantentum und gleichzeitig scharfzüngiger Ernsthaftigkeit: Etwa, wenn der Thurgau mit Echinaforce und einem, seit seiner Geburt maskenlosen Kantonsrat zu humorvollen Ehren kommt, wenn Männer Frauen als Gespielin oder auch als Verwaltungsrätin bestellen können oder wenn Kosewörter und Kindernamen plötzlich in den Mittelpunkt rücken. Und schliesslich endet die Tour d’Horizon mitsamt rotem Faden wieder in der Hafenstadt mit ihren zahlreichen parteilosen Mandatsträgern. Nicht zu vergessen Elvis Presley, sein Vorbild, den er durch das zweistündige Soloprogramm mitnimmt, mitsamt seiner Lieder, die er immer wieder passend anstimmt und einbindet.

Markus Bösch