Stöff Sutter

«Gefühltes Wissen» von Horst Evers, Rowohlt Taschenbuch-Verlag

Auf meinem Nachttisch liegen oft humoristische Bücher mit Kurzgeschichten, Versen oder Novellen. Aus dem einfachen Grund, dass ich bei langatmiger Lektüre Gefahr laufe, lesend einzuschlafen.

Horst Evers versteht es wie kaum ein Zweiter, die Welt in den Alltag einzubinden und in den äusserst humorvollen Geschichten heitere, aber verzerrte Einblicke in das Leben eines Grossstädters zu geben. Horst Evers ist Autor und Kabarettist. Ich geniesse seine Freude am Fabulieren, Ausschmücken, Übertreiben und lockeren Erzählens.

«Horst Evers ist der Meister des Absurden im Alltäglichen – oder umgekehrt. Evers-Texte fangen meist ganz harmlos an, biegen dann aber um die Ecke, ohne dass man weiss, was dahinter auf einen wartet.» (Frank Goosen)

Er selber betitelt sein Buch als Lagebericht mitten aus dem Leben. Es erzählt viele kleine einzelne eigenständige, humorvolle Geschichten, welche in fünf Kerngebiete des gefühlten Wissens aufgeteilt sind. Wobei das gefühlte Wissen im Vorwort erklärt wird: Man kann gefühlt gesund und froh durchs Leben gehen, aber letztendlich nur, weil einem die nötige Fachkenntnis fehlt, um zu wissen, wie furchtbar eigentlich alles ist. Und so tischt Evers in seiner süffisanten Art eine Geschichte nach der anderen auf, welche unser vermeintliches Wissen immer wieder strapaziert.

Gerade in der momentan schwierigen und oft schwer lastenden Zeit tut es gut, die Welt humoristisch ins Absurde schweifen zu lassen. Und das versteht der Autor meisterhaft. So ist das Buch, welches nicht mehr ganz neu ist (die Erstausgabe: 2005) ein Garant, uns ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Um uns dann aber im zweiten Moment den Gedanken zu schenken: hoppla, so grotesk die Geschichten auch sind … eigentlich passen sie ganz gut zur heutigen Weltlage. Sind aber, Gott sei Dank, nicht ebenso erdrückend.