Auf einmal ist nichts mehr, wie es war

  06.04.2022 Brennpunkt, Romanshorn

Am 24. Februar 2022 stand die Welt still und veränderte sich auf einen Schlag mit dem Einmarsch von Russland in die Ukraine. Was für uns kaum vorstellbar ist, ist für die drei Familien aus der Ukraine harte Realität. Sie sind aus Kiew und Ternopil und mussten ihr zu Hause verlassen.

Nicole Eilinger und ihr Mann wollen sofort helfen, als sie von der Tragödie der betroffenen Menschen erfahren. Sie nehmen Kontakt mit Peter Schnückel von der Kornhaus Romanshorn AG auf, um eine Ferienwohnung im Kornhaus für ukrainische Flüchtlinge zu mieten. Ohne zu zögern, bietet er seine Unterstützung an und gemeinsam reifen sie die Idee weiter aus. So, dass sie nicht nur eine, sondern acht bis zehn Wohnungen zur Verfügung stellen können. Diese werden zu massiv vergünstigten Konditionen abgegeben und für die Differenzen kommen Paten und Patinnen auf. Mittlerweile fliessen auch die Beiträge der Stadt, aber weiterhin ist die Aktion nur dank der Hilfe grosszügiger Unterstützer möglich.

Weitere Begleitung notwendig
Die ersten Familien können schnell in Empfang genommen werden. Aber es ist mehr als nur ein Bett zur Verfügung zu stellen. Die Begleitung auf die Ämter, Kontakte zu Schulen, Administratives und alle Kleinigkeiten aus dem Alltag und Leben müssen aufgezeigt und erklärt werden. Weitere Unterstützung wird von Silvia Abächerli angeboten und dankbar angenommen. Die beiden Frauen leisten Grossartiges, und so sind bereits vier Familien im Kornhaus in Sicherheit, weitere werden erwartet. Drei Familien geben uns einen bewegenden Einblick in ihre Flucht.

Bombardierte Städte umfahren
Die Flucht aus der Ukraine war lange und gefährlich. Die beiden Familien aus Kiew flüchteten mit dem Auto. Dabei wurde die Route so gewählt, dass sie die bombardierten Städte umfahren konnten, dementsprechend lange dauert es. Auch die dritte Familie flüchtete mit dem Auto und wollte zuerst in Polen verbleiben, wo die beiden älteren Söhne bereits arbeiteten. Aber die Lage für sie war auch dort nicht sicher, der einzige Weg war die Flucht weg – weit weg.

Belastende Situation
Alle sind dankbar, dass sie es geschafft haben, dankbar für die grosse Hilfe hier in der Schweiz. Aber die Situation ist belastend. Darüber zu sprechen, fällt schwer. Familienangehörige, Freunde, Klassenkammeraden – viele sind noch dort und können nicht fliehen. Sie stehen weiter im engen Kontakt und erfahren so, wie die Situation zu Hause ist. Es ist nur schwer zu ertragen und sie hoffen, dass sie sich alle wiedersehen.Der 15-jährige Sohn wurde über Nacht erwachsen und erzählt auf Englisch wie es ihm und seiner Familie geht. Lehrer in der Ukraine haben versucht, Online-Schule weiter anzubieten, aber einige seiner Freunde konnten nicht teilnehmen, da sie in Bunkern verharren. Wie soll dies ein Kind verarbeiten? Wie sollen die Kinder dies verstehen, wenn wir Erwachsenen es nicht können.

«Es sind doch nur Dinge»
Alles zurückzulassen und nur mit einem kleinen Koffer bepackt fliehen? «Es sind doch nur Dinge, das Wichtigste ist nur, dass wir in Sicherheit sind. Dafür sind wir so unendlich dankbar. Wir dürfen zur Schule, uns weiterbilden, das bedeutet uns so viel», sind sich alle einig. Auf die Frage, ob sie noch etwas brauchen – Kleider, Spielzeug oder Sonstiges – winken alle ab. «Materiell haben wir alles, was wir brauchen. Aber es sind noch viele auf der Flucht oder können nicht fliehen – sie brauchen Unterstützung.»
In die Dankbarkeit mischt sich aber auch Wut und Frustration – Wie konnte es nur in der heutigen Zeit so weit kommen? Warum kann dieser Wahnsinn nicht gestoppt werden?

Die Hoffnung bleibt
Sie hoffen darauf, dass sie wieder in ihre Heimat zurückkehren können. Jedoch befürchten sie, dass es kein schnelles Ende geben wird. Deshalb möchten sie so schnell wie möglich die Sprache lernen und sich integrieren, einen Job finden. Es ist für alle, die hier gestrandet sind, eine emotional unfassbare Situation, die einen in eine Ohnmacht drängt. Die Solidarität ist gross, wichtig aber ist es, dass dies auch länger bleibt!

Conny David
 

Ein grosser Dank geht an alle Helfer, die Schulen und deren Verantwortlichen und an die Stadt Romanshorn für die schnelle und unkomplizierte Unterstützung!
Die Lage ist weiter unsicher… wie geht es nach den 3 Monaten Ende Juni weiter? Braucht es weitere finanzielle Unterstützung? Möchten auch Sie helfen? Dann melden Sie sich als Pate oder Patin und wir kontaktieren Sie gerne. Jeder Beitrag zählt und wird nur für diesen Zweck direkt verwendet.
Melden Sie sich, um auf die Liste als Unterstützerin/Unterstützer zu gelangen. Mail mit Ihren Kontaktdaten an [email protected].

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