«Ich bin betroffen und gleichzeitig gefordert»

  17.01.2023 Brennpunkt, Romanshorn

Rita Schirmer-Braun lebt viele Jahre in Romanshorn: Jetzt hat sie mit den Klimaseniorinnen das Menschenrecht auf Leben und Gesundheit eingeklagt.

Sie habe in den vergangenen Jahrzehnten Umwelt- und Klimaveränderungen erlebt und von Anfang an gegen Umweltzerstörungen gekämpft: «Damals war es der Kampf gegen die T13 mit einem Fackelweg und künstlerischen Events. Anfang der 2000er-Jahre bin ich ziemlich frustriert gewesen über die Untätigkeit der Politik. Ich habe ganz konkret den Schwund der Gletscher fast hautnah miterlebt, gerade auch im letzten Hitzesommer. Ich bin tief besorgt über Waldbrände, Murgänge, Bergstürze − und über die jetzt schon horrenden Folgekosten. Gerade im Zusammenhang mit der zunehmenden Trockenheit frage ich mich schon, ob es Lösungen gibt. Eine davon ist unsere Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg, die wir am 27. November 2020 daselbst eingereicht haben. Angefangen hat dieses Projekt für mich 2015. Jetzt bin ich im Vorstand der Klimaseniorinnen Schweiz.»

Es gibt Handlungsmöglichkeiten
Für Schirmer, die lange Zeit in Romanshorn gelebt hat, ist klar, dass jede Gemeinde und jede Stadt in Zeiten der Klimakrise handeln muss und auch kann: «Auch hier kann viel getan werden für ein besseres Mikroklima – zum Beispiel, dass weniger versiegelt wird und mehr Grünflächen geschaffen werden. Neben der Förderung einer nachhaltigen Mobilität, also des Fuss- und Veloverkehrs, ist für mich das Festhalten an der BTS aus der Zeit gefallen. Denn mehr Strassen generieren einfach nur mehr Verkehr. Zudem braucht es für einen effektiven Klimaschutz die Pflicht für erneuerbare Energien bei Neubauten.»

Markus Bösch
 

Anhörung am 29. März
Zusammen mit Dr. Elisabeth Stern stellte Rita Schirmer-Braun am Montag die Beweggründe und die bisherigen Erfolge der «Klimaseniorinnen» vor: Nach abgewiesenen Klagen in der Schweiz (Begründung Bundesgericht: «2 Grad Erderwärmung noch nicht erreicht, es bleibt noch genug Zeit») haben die 2000 Frauen die Klage an den Gerichtshof für Menschenrechte weitergezogen. Und da ist die Klage angenommen worden und wird prioritär vor der grossen Kammer behandelt werden. Ab dem 29. März findet die Anhörung in Strassburg statt: «Klimaklagen haben weltweit zugenommen und bieten viel Potenzial für mehr und griffige politische Massnahmen», sind die beiden Frauen überzeugt (mb).

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