Deutsch 1.0 trifft auf Stein’sche Musikkunst

  28.02.2023 Kultur&Natur, Romanshorn

Wenn Zugaben den Erfolg messen, war der von Roger Stein beim Auftritt in Romanshorn gross: Gleich fünfmal kam er zurück auf die Aulabühne.

Trotz kühlen Innentemperaturen und einer Mikrofonklammer, die nicht so klammern wollte wie es der Interpret vorgab: Roger Stein begeisterte die zahlreichen Besucherinnen und Besucher mit seine ihm ganz eigenen balladenhafter und sehr melodiöser Musik. Wobei der Inhalt seiner Lieder oft ganz eigene, sprich überraschende Wege einschlägt: Erst noch aus dem Leben gegriffen – bei «Klassenzusammenkunft» oder beim «Hochzeitslied» - nehmen sie skurille und makabre Formen an, wenn etwa beim zweiten rasch klar wird: Alles spricht eigentlich gegen eine, gegen die Hochzeit an sich. Und dann wird der Abend gar noch zur Lebenshilfe, wenn Stein vom «Salz als Lebensexilier singt, weil der Satz «Reich mir mal das Salz» grade zu zum letztmöglichen Spruch beim Balzen werden kann. Oder wenn er von sich erzählt als einem, «der noch so viel ändern wollte, mit einem Herz aus Freilandhaltung», jenem Herz, das sich in einem weiteren Lied darüber beschwert, nur noch schlagen zu müssen oder nicht mehr wie in Kindestagen frohlocken zu dürfen.

So schneidend scharf die Verse mitunter gerieten, so melancholisch kann der Troubadour auch, der einige Jahre in Wien und Berlin verbrachte: Beeindruckend  im berndeutschen «1890» oder in den Liebesliedern, die den Menschen als Mängelexemplar beschreibt. Dass er es auch lyrisch kann, bewies er mit den Reimen über Wirtschaft und Business oder dem hervorragenden Disput von Goethe und Schiller, die sich über Kunst streiten.

Markus Bösch


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