«Die Menschen haben mir gefehlt»

  09.06.2022 Kultur&Natur, Romanshorn

Zwei Jahre lang konnte das Romanshorner Nationenfest nicht stattfinden. Am 18. Juni ist es nun endlich wieder so weit, und der Grossanlass kann über die Bühne gehen. OK-Präsident Manuel Bilgeri spricht über die lange Pause sowie den Restart und sagt, ob dem Miteinander der Kulturen in Zeiten des Ukraine-Krieges eine besondere Bedeutung zukommt.

Manuel Bilgeri, zwei Jahre ohne Nationenfest – was hat Ihnen als OK-Präsident am meisten gefehlt ?
Ganz sicher nicht das Organisieren… (lacht) Es war schön, mal über eine längere Zeit nicht an Bewilligungen, die Anordnung der Stände oder den Auf- und Abbau denken zu müssen. Gefehlt haben mir aber die Menschen und insbesondere die Begegnungen an den Vorbereitungssitzungen, an denen auch mal ein dummer Spruch fallen darf. Gefehlt haben auch die Vorfreude aufs Fest und das Geniessen.

Mit welchen Gefühlen blicken Sie aufs erste Nationen fest seit 2019 ?
Am Anfang hatte ich durchaus Respekt vor dem Neustart nach zwei Jahren. Einmal sagte ich sogar spasseshalber zu jemandem: «Hoffentlich weiss ich noch, wie das überhaupt geht!» Es läuft aber alles routiniert ab. Wir hatten zuletzt organisatorisch einiges gestrafft und vieles verschriftlicht. Die Arbeit mit Checklisten geht viel einfacher von der Hand.

Braucht es nach zwei Jahren Pause speziell viel Energie, um einen derartigen  Grossanlass wieder zum Leben zu erwecken?
Nein, wir waren schnell wieder drin. Als ich das Gesuch für die Bewilligung bei der Stadt stellte, dachte ich: «Endlich geht es wieder los!» Zudem sind wir organisatorisch so gut aufgestellt und die Abläufe sind derart klar, dass mir keine grossen Veränderungen im Vergleich zu früheren Austragungen auffallen.

Worauf freuen Sie sich ganz besonders?
Ich wohne ja unmittelbar beim Festareal. Gegen Abend gehe ich dann jeweils bei uns aufs Dach, um auf den proppenvollen Festplatz zu schauen. Ein wunderbarer, farbiger Anblick. Wenn ich dann wieder in Richtung Areal laufe, rieche ich schon auf der Strasse die Düfte der verschiedenen Gerichte, und auf dem Festplatz sehe ich die zufriedenen Menschen… In genau diesem Moment weiss ich, dass sich der ganze Aufwand und der Ärger, der manchmal auch dazugehört, lohnen.

Gibt es dieses Jahr Neuerungen im Vergleich zu früheren Austragungen?
Wir haben grundsätzlich unseren Rahmen mit den Nationen, ihren kulinarischen Angeboten an den Ständen sowie dem Bühnenprogramm. Neu ist, dass wir rund 90 Sonnenschirme für die Festbänke haben. Das sind in etwa doppelt so viele wie bisher.

Bezüglich Corona haben Sie keine Bedenken, den Grossanlass mit vielen Menschen auf engem Raum durchzuführen?
Corona ist nicht vergessen. Ich sehe fürs Nationenfest aber keine Probleme, zumal der Anlass draussen stattfindet. In Sachen Mutationen dürfte es erst im Herbst und Winter wieder unruhiger werden. Der Sommer wird entspannt bleiben.

Das Nationenfest findet statt, während Russland Krieg gegen die Ukraine führt. Gibt das dem Anlass eine zusätzliche Bedeutung?
Am Nationenfest feiern wir das Miteinander mit dem Ziel, dass die Menschen offen aufeinander und auf andere Kulturen zugehen. Dieser Gedanke steht seit dem allerersten Nationenfest im Zentrum. Er ist jetzt, während des Ukraine-Krieges, nicht wichtiger, sondern soll immer und jederzeit gelebt werden. Es gab noch nie ein Nationenfest, an dem nicht irgendwo auf der Welt Krieg herrschte. Die schrecklichen Ereignisse in der Ukraine sind geografisch nun einfach näher als andere Konflikte.

OK Nationenfest Romanshorn


Am Samstag, 18. Juni, findet wieder das Romanshorner Nationenfest statt. An der Hafenpromenade sind 24 Nationen präsent. Sie bieten an ihren Ständen kulinarische Köstlichkeiten feil, zudem gibt es ein Bühnenprogramm. www.nationenfest.ch

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