«Die Patienten ernst nehmen»

  19.06.2025 Wirtschaft, Romanshorn

Gynäkologin und Hausärztin und Urologe als Wunschberufe: Nach 25 Jahren in der Gemeinschaftspraxis schauen Eva und Jürg Boesch auf schöne und herausfordernde Zeiten zurück. Für die Gynäkologie-Praxis ist eine Nachfolgerin gefunden.

Sie ist aufgewachsen in Wallisellen, er im sankt-gallischen Altstätten, kennengelernt haben sie sich 1975 während des Medizinstudiums: Eva Boesch-Lais war Assistenzärztin auf der Gynäkologie und Geburtshilfe, Chirurgie und Inneren Medizin sowie an weiteren Stellen. Ihr Mann Jürg Boesch hat in den Bereichen der Allgemeinen Chirurgie und als Narkosearzt gearbeitet, bevor er sich in der Urologie spezialisiert hat: «Es ist unser beider Wunschberuf, als Medizinerin und Mediziner tätig sein zu können – und dass wir seit 2001 diese Gemeinschaftspraxis an der Bahnhofstrasse betreiben durften», ist sich das Ehepaar einig.

Grosse Änderungen
Dieses Gebäude sei zentral gelegen, gut erreichbar und sie hätten bei der Inneneinrichtung (des damaligen Rohbaus) mitgestalten können: «Das hat auch Spass gemacht. Wenn wir zurückschauen, auf die letzten Jahrzehnte, stellen wir fest: Vieles hat sich in der Medizin zum Positiven verändert, zum Beispiel Medikamente, die Operationen unnötig machen. Oder auch die Digitalisierung, die sicher dabei hilft, Fehlerquellen in Krankengeschichten zu minimieren, wenn etwa Labordaten und Medikamentenangaben eingelesen werden können. Allerdings kann der Hang zur Kontrolle (vonseiten Gesundheitsamt, Krankenkassen und weiteren) auch zunehmen. Was für uns sicher einfacher geworden ist. Dank der Notfallpraxis des Kantonsspitals Münsterlingen sind wir vom nächtlichen Notfalldienst entbunden», erzählen die beiden im Rahmen eines Gesprächs zur Übergabe der Praxis.

Immerhin sind sie seit 2018 auf die Suche gegangen: Während für die Gynökologieabteilung mit Dr. Ardita Sakiri eine Nachfolgerin gefunden ist, wird ein Urologe noch gesucht: «Die technischen Einrichtungen und Voraussetzungen sind da», sagt Jürg Boesch. Die Hausarzt-Patientinnen und -Patienten von Eva Boesch müssen jetzt leider einen neuen Hausarzt suchen. Zwei von den bisherigen medizinischen Praxisassistentinnen arbeiten weiterhin vor Ort, die übrigen haben bereits wieder eine Stelle gefunden.

Medizin wird anspruchsvoller
Ja, die Patientinnen und Patienten seien anspruchsvoller geworden, ein eher kleiner Teil informiert sich bei «Dr. Google»: Das könne zuweilen herausfordernd sein, bedinge halt auch, dass «wir sie ernst nehmen mit ihren Anliegen, Fragen und vielleicht in ihrer Kritik. Und die Ärzteschaft muss sich ständig weiterbilden, um die neuen medizinischen Möglichkeiten anwenden zu können.»

Auch wenn beide ihren Beruf wieder wählen würden: «Jetzt freuen wir uns auf die Zukunft. Auf das, was auch nachgeholt werden darf. Auf unsere Zeit in den Bergen, im Garten, in der Hobbywerkstatt, auf dem Velo und auf das Zusammensein mit Familie, Freunden und KollegInnen.» Während sie auch auf das Lesen verweist, wird er sich vermehrt der barocken Orgelmusik zuwenden.

Markus Bösch


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