«Es soll den Kindern wohl sein»

  30.06.2022 Schule&Bildung, Romanshorn

Zusammen haben sie 151 Jahre lang unterrichtet. Jetzt gehen sie in Pension: Thomas Sieber, Beat Klaus, Markus Scheuner und Ursula Sonderegger schauen auf bewegte und bewegende Zeiten zurück.

1979 war der Startschuss ihrer Lehrerkarriere in Romanshorn: Beat Klaus hat im Reckholdern-Schulhaus mit einer Mehrjahrgangsklasse, Thomas Sieber im Unterschulhaus – wo er bis heute geblieben ist – angefangen: «Wir haben die Stelle vielleicht auch erhalten, weil wir Männer sind. Denn es gab bereits damals viele Lehrer auf der Unterstufe und zahlreiche Frauen auf der Mittelstufe», erzählen die beiden. Markus Scheuner seinerseits gehörte während seiner 40-jährigen Tätigkeit zum Pestalozziteam. Ursula Sonderegger wiederum war in ihren ersten sieben Jahren in Romanshorn zusammen mit Hilde Marolf zuständig für die damalige Einschulungsklasse, dann weiterhin im Jobsharing in einer Regelklasse im Pavillon.

Grosszügig und toll
Alle vier Lehrpersonen schauen auf eine spannende und tolle Zeit zurück. Für Markus Scheuner ist die grosszügige Haltung für innovative Projekte ein wichtiges Stichwort: «Mit Klassenprojekten, auch grösseren, ging es mir immer darum, das ‹Wir›, den Zusammenhalt zu fördern. Und solche Projekte wie zum Beispiel die Velowochen dem Rhein entlang, von der Quelle bis zur Mündung, die kosteten manchmal auch etwas mehr. Genauso wie die technischen Themen. Genau damit gelang es immer wieder, fächerübergreifend zu arbeiten und auch meine eigenen Erfahrungen einzubringen.»

Thomas Sieber erwähnt in diesem Zusammenhang seine zahlreichen Theater und Musicals und auch den sogenannten «Lerngarten»: «Letztlich geht es immer um die Kinder. Für mich war es wichtig, dass sie die Schule, das Schulzimmer auch als eine Art Zuhause erfahren können.» Beat Klaus und Ursula Sonderegger stimmen dem bei und sagen: «Wir können insgesamt auf viele tolle Kinder und schöne Erlebnisse mit ihnen zurückschauen. Und sie brauchen ganz einfach Verlässlichkeit im Schulalltag. Und immer wieder waren es auch die Kontakte und Anlässe mit den Eltern, die uns wichtig gewesen sind.»

Kerngeschäft braucht Zeit und Energie
Auf ihre Wünsche für die Romanshorner Schule angesprochen, entwickelt sich eine Diskussion um die Integration: Mit der zunehmenden Bandbreite innerhalb der Klassen, mit der gesellschaftlichen Entwicklung ganz allgemein werden die Herausforderungen nicht kleiner. Und da machen die (zahlreichen) Unterstützungs- und Förderansätze durch Fachlehrpersonen Sinn und werden gern in Anspruch genommen. Gleichzeitig kann sich dadurch Unruhe in den einzelnen Klassen breitmachen. Und vielleicht könnte da eine Idee wie die folgende eine Bereicherung sein: Wenn es zum Beispiel eine (ausgebildete) Person pro Schulhaus gäbe, die bei akuten Problemen individuell abrufbar und einsetzbar wäre. Nicht als Ersatz für Fachlehrpersonen, sondern vielmehr als Zusatz.

Und ganz allgemein plädieren die langjährigen Lehrpersonen für den Mut zur Lücke und – statt nur LP-21-Kompetenzen abzuarbeiten – sich auf die wichtigen Themen zu fokussieren.

Markus Bösch


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