Es wäre doch so vieles möglich…

  03.06.2024 Brennpunkt, Romanshorn, Salmsach, Uttwil

Thomas Schaffner hat als Geschichtslehrer, Journalist und Theologe einen weiten Geist. Und den braucht es, um den Nahostkonflikt auch nur annähernd zu durchschauen. Er sprach auf Einladung der EVP Romanshorn und der Bezirkspartei.

Es ist wieder Krieg im Nahen Osten: «Wer verstehen will, braucht unabdingbar verschiedene Sichtweisen, muss sich die unterschiedlichen Narrative erzählen lassen», sagt Thomas Schaffner aus Frauenfeld. Er muss es wissen, denn als (ehemaliger) Geschichtslehrer, Historiker, Theologe und Journalist ist er es gewohnt, genau(er) hinzuschauen. Um die oft verschiedenen Seiten eines Geschehnisses, eines Konflikts entgegenzunehmen und darzulegen. So geschehen am Freitagabend im Hotel Schloss.

Es braucht die Debatte
Um zu einem vielleicht stimmigen Bild zu gelangen, brauche es den Willen, zu differenzieren. Inwieweit dies aber möglich sei, bleibe dahingestellt. Immerhin habe bereits Platon mit seinem Höhlengleichnis gefragt, was denn die Wahrheit sei, gleich wie etwa Heinrich Kleist mit seiner Geschichte der «grünen Gläser» dargelegt habe: «Bleiben wir nicht allzu oft bei vorgefassten Meinungen, inmitten der Blasen, in denen wir uns bewegen?»

Trotzdem: Es gibt inmitten dieses Krieges Debatten jedwelcher Couleur, innerhalb der Juden, in Israel, auf internationaler Ebene – über Hintergründe, über das «richtige» Vorgehen, über mögliche Zukunftsszenarien: «Bereits bei der Gründung des Staates Israel wurden beispielsweise Hinweise auf eine nötige Koexistenz von Juden und Palästinensern ignoriert. Heute gibt es gewichtige Stimmen, die von Föderalismus und Bundesstaat, von einem binationalen Staat – mit Einbezug von arabischen Staaten wie zum Beispiel Jordanien −, von einem Aufbau von unten – wie in der Schweiz – als Zukunftslösung reden (Michael Wolfssohn, Avraham Burg). Und neben einer politischen Lösung braucht es wohl vor allem und genauso die Erkenntnis einer Jasmin El-Sonbati, die von einer «Empathie für die gegenseitigen Traumata» spricht oder von Alfred Bodenheim, der sagt, dass die nahöstliche Gemeinschaft auf einer gegenseitigen Angewiesenheit beruhen soll.

Markus Bösch
 


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote