Steinkauz: Von fast ausgestorben zu neuer Höchstzahl – aber noch lange nicht gesichert
31.08.2025 Kultur&NaturDer Steinkauz stand vor 25 Jahren in der Schweiz mit nur noch rund 50 Revieren kurz vor dem Aussterben. Dank gezielten Förderprojekten von BirdLife Schweiz und Partnern gibt es dieses Jahr wieder 161 Reviere der sympathischen Eule in der Schweiz – ein neuer Rekord. Doch trotz der erfreulichen Entwicklung ist das längerfristige Überleben des Steinkauzes noch nicht gesichert.
BirdLife Schweiz fördert den Steinkauz seit Jahrzehnten – gemeinsam mit über 20 Partnern wie BirdLife-Kantonalverbänden, Stiftungen, Kantonen, Institutionen und Gemeinden. Hinzu kommen zahlreiche lokale BirdLife-Naturschutzvereine und engagierte Landwirte/Landwirtinnen.
Schon in den 1980er-Jahren starteten die ersten Projekte; seit der Jahrtausendwende haben BirdLife und seine Partner die Anstrengungen massiv verstärkt. Wichtige Massnahmen sind etwa das Pflanzen von Hochstamm-Obstbäumen, das Anlegen von Biodiversitätsförderflächen, der Bau von Nisthilfen und Sitzwarten oder die Schaffung von Kleinstrukturen wie Ast- und Steinhaufen. Diese Aufwertungen wirken – sie helfen nicht nur dem Steinkauz, sondern auch zahlreichen weiteren Tier- und Pflanzenarten.
Beinahe ausgestorben
Einst war der Steinkauz in der Schweiz häufig. Genaue Zahlen gibt es nicht, aber mit Sicherheit gab es bis ungefähr Mitte des letzten Jahrhunderts weit über 1000 Reviere in unserem Land. Dann ging es bergab: Anfang der 2000er-Jahre zählte die Schweiz nur noch etwa 50 Reviere – die Art stand am Rand des Aussterbens. Dank der Fördermassnahmen sind es heute nun wieder 161, so viele wie seit über 40 Jahren nicht mehr. «Dieser Erfolg zeigt, dass sich unsere Anstrengungen auszahlen und Artenförderung funktioniert», sagt Martin Schuck, stellvertretender Geschäftsführer und Leiter der Abteilung Artenförderung von BirdLife Schweiz. «Doch der Steinkauz bleibt gefährdet. Für sein Überleben braucht er vielfältige, strukturreiche Kulturlandschaften. Hier hat die Schweiz noch grossen Nachholbedarf.»
Vorbild Dreiländereck und Nachholbedarf Schweiz
Ein Blick ins Dreiländereck bei Basel zeigt die Unterschiede: Während sich der Steinkauzbestand in Deutschland und Frankreich dank gezielter Massnahmen der BirdLife-Organisationen NABU und LPO in den letzten 20 Jahren stark erholt hat, blieb die Entwicklung in der Schweiz lange zurück. Grund dafür ist die noch intensivere Landwirtschaft in der Schweiz. Erst in den letzten Jahren begannen sich die langjährigen Aufwertungen auch auf Schweizer Seite auszuzahlen. Das führte zu einer Wiederbesiedlung der Nordwestschweiz im Jahr 2023. «Zahlreiche Landwirte/Landwirtinnen setzen sich mit grossem Engagement gemeinsam mit BirdLife für die Biodiversität ein – unterm Strich ist die Lebensraumqualität im angrenzenden Ausland jedoch immer noch deutlich besser», sagt Martin Schuck. Schuld daran seien nicht die Landwirte, sondern die Schweizer Agrarpolitik.
Ziel 2031: 300 Reviere
Trotz der erfreulichen Entwicklung ist das längerfristige Überleben des Steinkauzes noch nicht gesichert. Dazu braucht es weiterhin die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten – und eine Agrarpolitik, die mit den richtigen Anreizen den Schutz fördert, statt ihn zu behindern. Noch immer bestehen in der Schweiz biodiversitätsschädigende Subventionen, die die Bemühungen von Naturschutz und Landwirtschaft konterkarieren: «Wir giessen immer noch Öl ins Feuer anstatt Wasser und wundern uns, warum wir den Brand nicht löschen können», so Martin Schuck.
BirdLife Schweiz