«Ich würde es nochmals machen, aber …»

  18.05.2023 Politik, Uttwil

Am 31. Mai 2023 läuft die Amtszeit des Uttwiler Gemeindepräsidenten Richard Stäheli ab. Was der abtretende Gemeindepräsident rückblickend anders anpacken würde und mit der neu gewonnenen Zeit macht, verrät er im Interview mit dem «Seeblick».

Richard Stäheli,vor vier Jahren haben  Sie überraschend das Amt des Gemeindepräsidenten übernommen. Was waren damals Ihre Beweggründe?
Richard Stäheli: Eigentlich kam ich «wie die Jungfrau zum Kinde». Eine Politikerfigur bin ich ja gewiss nicht. Ich wollte damals für Uttwil eine Gegenkandidatur zum links-grünen Kandidaten sicherstellen. Meine Vorstellungen sind liberal, freiheitlich. Regulierungen und staatliche Einengungen sind mir ein Gräuel.

Welche Hauptziele hatten Sie sich mit dem Amt gesetzt?Welche haben Sie erreicht? Welche nicht oder nur teilweise?
Es gibt Legislaturziele. Die haben mich nicht gross gekümmert. Wichtig schien mir immer, dass wir die Arbeit fristgerecht erledigen, nichts auf die lange Bank schieben, einfach vorwärtsmachen; zur Verfügung stehen, wenn einer Einwohnerin, einem Einwohner der Schuh drückt. Die Weihersanierung ist erfolgreich erfolgt. Ebenso konnte die Ortsplanung abgeschlossen werden. Da muss ich gestehen, dass ich noch ein Lehrling war. Das Amt als Gemeindepräsident würde ich eigentlich wieder machen, aber einfach vier Jahre früher beginnen.
Stolz bin ich, dass ich die Gemeindeversammlungen ohne PowerPoint durchführen konnte. Die Uttwilerinnen und Uttwiler studieren nun die Botschaften vor der Versammlung viel gründlicher und sind besser informiert. So konnten die Versammlungen sehr speditiv abgewickelt werden.

Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit in der Behörde und in der Verwaltung?
Ich spürte die Unterstützung durch die Bevölkerung, die Behördenkolleginnen und -kollegen, aber auch durch die Mitarbeitenden. Ich wurde voll getragen und wurde auch nie persönlich angegriffen.

Sie sind bekannt als «Mann der Tat», auch ein wenig als Einzelkämpfer. War für Sie die politische Arbeit nicht ein zu enges Korsett?
Ja, ich bin kein richtiger Politiker. Leider muss ich feststellen, dass unser Staat immer mehr verwaltet wird. Die Politik verwaltet und löst keine Probleme mehr. Mit vielen Verantwortlichen im Kanton hatte ich ein ausgezeichnetes Verhältnis, aber mit einigen, die alle Ideen und Pläne zerpflückten, hatte ich tatsächlich grosse Mühe.

Der Planungsstand Mehrzweckhalle war am Rande der Rechnungsgemeinde 2022 von einem Einwohner erfragt worden. Erstaunt vernahm man, dass Uttwil wieder auf Feld 1 zurückgeworfen worden ist.Genauere Auskunft zum Wieso fehlt.Übergeben Sie da ein leeres Dossier?
Als Privatperson hatte ich bereits ein ganzes Paket von Ideen entwickelt und Abklärungen getroffen, nebst der MZH auch für die Zentrumsplanung mit Ersatz Feuerwehrdepot. Investoren hatte ich an der Hand und eine Zusage für ein attraktives Ladengeschäft in einem Neubau. Vieles wurde seitens des Kantons zerzaust. Auch in der Behörde kam Skepsis und bei mir der Frust auf. Zurück zur Mehrzweckhalle. Da diskutieren wir eine allfällige Sanierung. Ein erneut guter Rechnungsabschluss könnte diese Ideen stützen.

Der Betrugsfall in der Verwaltung war sicherlich belastend.Machen Sie sich da Vorwürfe?
Nein, man kann sich vor Betrügern nicht zu 100 Prozent schützen. Die Betrügereien waren denn auch auf relativ hohem kriminellem Niveau. Das Geld kam glücklicherweise zurück. Geblieben sind noch die Kosten für die Aufarbeitung.

Was raten Sie Ihrer Nachfolgerin rückblickend aus Ihren Erfahrungen? Wie läuft die Amtsübergabe ab?
Da rate ich gar nichts. Bei mir dauerte die Übernahme von meinem Vorgänger fünf Minuten. Meiner Nachfolgerin werde ich jedoch eine saubere Pendenzenliste mit soweit vorhanden entsprechenden Unterlagen übergeben. Ein Übergabeprotokoll wird meine Amtstätigkeit beenden.

Stand der Arbeiten Parzelle Nr. 1 und «Traube»? Gibt es da einen «Primeur» für die «Seeblick»-Leser?
Bei der «Trauben»-Parzelle entwickelt sich ein gutes Projekt. Bei der Parzelle 1 (ehemals Hanseatic) kann ich leider nichts berichten. Es liegt aktuell ausserhalb der Einflussmöglichkeit des Gemeinderates. Kontaktnahmen mit der Eigentümerschaft scheiterten.

Am 31.Mai läuft Ihre Amtszeit aus.Was  macht Richard Stäheli mit der gewonnenen Zeit?
Sicherlich werde ich etwas reduzieren. Gerade diese Woche war der Job ausserordentlich bewegt und streng. Ich möchte natürlich in meinem angestammten Job als selbstständiger Finanzfachmann weiterarbeiten. Allgemein Sport wird wieder einen grösseren Stellenwert einnehmen, für Fussball bin ich mittlerweile zu alt – es bleiben Schwimmen, Velofahren etc.

Interview Markus Studerus


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