Im Takt der Schlegel und Stricknadeln
18.01.2022 Kultur&Natur, RomanshornSie ist Französin, er ist Romanshorner: Beide verstehen sich auf Anhieb und erzählen in der sonntäglichen Talkshow Persönliches aus ihrem Leben.
Nicolas Senn ist auch in Romanshorn bekannt, Dominique Kaehler Schweizer alias Madame Tricot ist es seit gestern Sonntag ebenfalls: Am Sonntagmorgen befragte Sonja Hasler sie in der SRF-Radiosendung «persönlich» zu ihrem «kreativen und vielfältigen Leben». Und es war – eigentlich wie bei jeder Sendung – ein Spass, den beiden Protagonisten zuzuhören.
Für die Seele
Sie ist 73-jährig, ist Ärztin für Naturheilkunde und vor allem bekannt für ihre Strickkunst: «Als erstes Produkt habe ich einen Fisch gestrickt – statt einen solchen in einem Menü zu verarbeiten. Es war wie eine Inspiration, Lebensmittel zu stricken. Und bis heute folge ich dieser Inspiration. Ich arbeite eigentlich wie ein 3-D-Drucker, Schicht um Schicht, ohne Strickmuster. Das Material kaufe ich oft in Brockis – und das Stricken ist im Grunde wie eine Therapie. Das Tun mit beiden Händen verbindet die beiden Hirnhemisphären», sagt Dominique Kaehler Schweizer mit französischem Akzent. Das macht auch die Musik, das Spielen auf dem Hackbrett, das Nicolas Senn als Vierjähriger entdeckt hat: «Obwohl ich im Grunde nicht gern weg gehe, bin ich mit dieser Musik schon in der ganzen Welt herumgekommen. Musik war und ist dabei immer wieder ein Türöffner zu den Menschen. Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass ich das Glück habe, offen zu sein und Vielfältigkeit leben kann. Dazu gehört auch meine Liebe zur Fotografie – und mein Interesse an Fussballstadien.»
Für den Körper
Oberflächlich wohl unterschiedlich, offenbaren sich nach dem stündigen Gespräch durchaus auch Parallelen und Ähnlichkeiten, zum Beispiel in der Grundhaltung zum Leben: «Meine Kindheit war nicht einfach und vielleicht grade darum ist das Glas für mich immer halbvoll, ich sehe auch in der Dunkelheit die schönen Dinge. Eigentlich wollte ich Geologie und ‹Beaux-Arts› studieren, bin dann dank meines Vaters bei der Medizin gelandet», so die Französin, die heute mit ihrem zweiten Mann in Wil lebt. Mit ihrem ersten Mann hat sie zwei Töchter und es verbindet sie noch immer eine schöne Freundschaft. Und dann kommt sie ins Schwärmen für ihre Blutegel, die ihr jetziger Mann selber züchtet und die sie noch immer einsetzt, beispielsweise therapeutisch bei Schmerzen.
Nicolas Senn ist aufgewachsen mit drei Brüdern und hat eine «schöne Kindheit mit viel Action» erlebt: «Familiär von Fussballspielern umgeben, habe ich diesem Sport vor allem mit der Kamera gefrönt. Heute lebe ich in Gais mit meiner Partnerin, die ich mit einem handgeschriebenen Brief erobert habe.» Und dann wird es zum Schluss noch richtig musikalisch, als er sich erstens ans Hackbrett setzt und «Dessert mit Ghacketem» zum Besten gibt. Und zweitens Madame Tricot sich ebenfalls an eben diesem Instrument versucht.
Markus Bösch