Sechs Jahre lang gab es im alten Postgebäude einen künstlerischen Vorkurs: Romanshorn war eine von sechs privat geführten Kunstschulen. Jetzt mussten alle schliessen.

Es war ein letzter Effort der Romanshorner Vorkurs-Klasse: In Eigenregie und mit grossem Engagement setzten die Schülerinnen und Schüler einen fulminanten Schlusspunkt: Sie präsentierten sich und ihre Arbeiten an der Übergabe der Zertifikate mit einem letzten Projekt – «The Show must go on» – einem Titel mitsamt einem respektablen Katalog ihres vielfältigen Schaffens als Sinnbild, dass es trotz der Schulschliessung weitergehen wird: «Es war eine sehr gute Klasse, die jungen Leute haben gemerkt, wohin ihre gestalterische Reise gehen kann und wird, mit hohen Ansprüchen an sich selbst», sagt David Calmberg. Er hat ab 2023 in Romanshorn die Bereiche Zeichnen und Malen unterrichtet sowie die Talentklasse geleitet und Kurse angeboten. Er habe auch versucht, die Schule sichtbarer zu machen, einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen – im «Seeblick» waren mehrmals Einblicke in den Schulalltag zu lesen. Es sollte nichts mehr nützen, die Zeit war wohl zu kurz.

Nachfrage massiv gesunken
Am Anfang waren es Freizeitkurse gewesen, die Alanus Oesterle angeboten hatte: Eine erste Schule mit einem künstlerischen Vorkurs/Propädeutikum gründete er 2005 in Winterthur. Mit den Jahren kamen Chur, Rapperswil, Luzern und 2019 Romanshorn dazu: «Es interessierten sich viele Jugendliche aus allen Regionen für eine solche Ausbildung nach Winterthur. So konnten wir rasch weitere Standorte eröffnen. In diesem Jahr sank die Nachfrage jedoch massiv. Vielleicht weil die Jugendlichen heute rasch eine Lehrstelle finden. Vielleicht weil sie und ihre Eltern mit uns als Privatschule in grosse Vorleistungen gehen müssen.»

Nach der Schliessung aller Kunstschulen wird als Versuch der Vorkurs weiterhin online angeboten (www.kunstschule.org).

Unterdessenisteiniges Mobiliar und Material verschenkt worden: In Romanshorn gibt es für den Restbestand einen Gratisabholtag am 23. August von 11 bis 13 Uhr im alten Postgebäude: «Gleichzeitig danke ich der Post, dass wir das Gebäude während der vergangenen Jahre zwischennutzen durften», so Oesterle.

Markus Bösch