Lichterlöschen: So erleichtert man Fledermäusen das Leben
01.08.2025 Kultur&NaturIn der Nacht weisen uns Lampen den Weg. Was für uns Menschen eine Erleichterung ist, stellt für Fledermäuse und andere nachtaktive Tiere ein Problem dar. Die Lichtverschmutzung schränkt ihren Lebensraum ein und hat Einfluss auf ihr Verhalten. Mit teils einfachen Mitteln kann man dagegen etwas tun, wie ein Beispiel auf dem Areal des Massnahmenzentrums Kalchrain zeigt.
Hier eine Leuchtreklame, dort eine Deko-Leuchte: In unserer Gegend sind die Nächte nur noch äusserst selten schwarz. «Die Lichtverschmutzung macht Fledermäusen und anderen nachtaktiven Tieren das Leben schwer», sagte Matthias Künzler, Leiter der Abteilung Natur und Landschaft des Amtes für Raumentwicklung im Rahmen einer Sommermedienfahrt.
Treffpunkt war das Massnahmenzentrum Kalchrain in Hüttwilen. Auf dem Areal der Institution leben verschiedene Fledermausarten, beispielsweise solche der Gattung Langohrfledermäuse. Die Braunen Langohren (Plecotus auritus) ziehen in den Balkenzwischenräumen der Remise ihre Jungen auf. Ihr nächster Jagdlebensraum ist der angrenzende Obstgarten. «Um diesen zu erreichen, müssen sie allerdings einen Platz überqueren, der mit Kugelleuchten beleuchtet wird», sagte Andrea Brandes, Projektleiterin in der Abteilung Natur und Landschaft. Kugelleuchten seien bezüglich Lichtverschmutzung besonders problematisch, denn sie leuchten unspezifisch, sprich: Sie streuen das Licht rundherum und somit auch nach oben. «So werden die Fledermäuse während des Jagens angeleuchtet und dadurch gestört.»
Umwege und längere Wartezeiten kosten Energie
Konkret hat das zur Folge, dass die Tiere erst später aus ihren Verstecken kommen können, einen Umweg machen müssen oder einzelne Gebiete gar nicht mehr nutzen. «Dadurch haben sie einerseits weniger Möglichkeiten, nach Nahrung zu suchen, andererseits brauchen sie aber mehr Energie für die Umwege oder um die längeren Wartezeiten zu überbrücken», erklärte Brandes.
Im Falle der Kugelleuchten auf dem Areal des Massnahmenzentrums Kalchrain konnte eine einfache Massnahme Abhilfe schaffen. «Zwei Leuchten innerhalb des direkten Flugwegs der Fledermäuse wurden oben mit einer lichtdichten Farbe abgedunkelt», sagte sie, «dadurch konnte den Fledermäusen der Weg zu ihrer Futterquelle kurzfristig erleichtert werden.» Langfristig sei geplant, die gesamte Aussenbeleuchtung im Jahr 2027 mit emissionsärmeren Leuchtentypen zu ersetzen.
«Mit der kleinen Anpassung in Kalchrain schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Einerseits verbessern wir die Situation für die Fledermäuse vor Ort, andererseits kann der Kanton mit gutem Beispiel vorangehen», sagte Künzler
Jede und jeder kann etwas gegen Lichtverschmutzung und damit für nachtaktive Tiere tun. Das Amt für Raumentwicklung hat einen Fünf-Punkte-Plan erarbeitet.
1. Nur beleuchten, was beleuchtet werden muss
2. Nur so hell beleuchten, wie nötig
3. Die richtige Lichtfarbe wählen (warmweiss statt blauweiss)
4. Nötige Bereiche präzise ausgerichtet beleuchten
5. Nur so lange beleuchten wie nötig
Nähere Informationen sind online auf folgendem Flyer zu finden: Flyer_Lichtverschmutzung_TG.pdf
Amt für Raumentwicklung des Kanton Thurgaus