Lieblingsplatz für viele schliesst

  02.08.2025 Brennpunkt, Romanshorn

Vor acht Jahren haben Anita und Felix Brunner einen Traum zum Leben erweckt. Im Seepark. Jetzt sind sie Opfer ihres Erfolgs geworden: Am 31.August schliessen sie ihr „Kleines Cafe am See“.

Der Kaffee schmeckt besonders, die selbstgebackenen Kuchen und eigenen Limonaden genauso – vor allem dank ihrem Engagement, (fast) alles selber herzustellen. Mit Herzblut eben und viel Zeit. Und vielleicht ist es auch wegen dem Logenplatz direkt am See und im Park: „Vorher sind wir mit unserem kleinen Cafe auf Rädern und entsprechenden Produkten an Märkten, Openairs und Events aufgetaucht. Bis wir vor acht Jahren beschlossen haben, einen fixen Platz zu suchen. In Romanshorn sind wir damals fündig geworden“, erzählen Anita und Felix Brunner.
Anfangs sei das kleine Cafe am See noch mehr Traum als Realität gewesen, die Leute sind nur spärlich gekommen. Bis es sich herumgesprochen hat, dieser besondere Ort mitsamt dem wirklich kleinen Cafe.

Wurde zum Fixpunkt
Das jetzige „Kafihüsli“ hätten sie selber aufgebaut und hergerichtet, das meiste Geschirr getöpfert: „Die Kuchen und Desserts entstehen jeweils am Abend und am Morgen vorher, die Limonaden auch“. Und was für Anita Brunner den speziellen Reiz und mithin den Charme des Ortes und des Angebotes ausmacht: „Bald kamen die verschiedensten Menschen zu uns. Zum Beispiel  jene 95-jährige Frau, die täglich ihr Gläschen Wein bei uns kredenzte, verbunden mit dem Blick auf den See. Oder auch Familien, RadfahrerInnen und Touristen aus nah und fern, Jung und Alt eben. Und oft entwickelten sich daraus auch Freundschaften. Ein Ort, an dem es auch und nicht nur ums Essen ging, sondern ums Zusammensein ging. Und so haben wir in dieser Zeit auch viele positive Rückmeldungen, Zeichnungen und Briefe erhalten. Zum Beispiel, wenn es da hiess: „Es ist so wertvoll, dass ihr da seid.“

Ende Monat ist Schluss
Und trotzdem findet dieser Traum für sie ein Ende – zumindest an diesem Ort: Brunners sind so quasi zum Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden, auch weil sie nicht grösser werden wollen und können: „Die Organisation und Logistik  sind sehr aufwendig, das Herstellen der Kuchen und Desserts braucht viel Zeit. Wir sind also ständig auf den Beinen. Damit werden unsere Handlungsmöglichkeiten irgendwann zu klein. Wenn alle Gäste unsere Angebote wahrnehmen wollen, müssen und mussten sie oft mit  Wiese, Bänkli und Hafenmauer Vorlieb nehmen.“
Jetzt haben Anita und Felix Brunner  sich entschieden: sie laden am 31.August von 10 bis 18 Uhr zum Abschiedsfest mit „Sahnehäubchen und Live-Musik“ ein. Und bedanken sich damit bei allen für „acht Jahre voller Leben, Lachen und Leichtigkeit“, wie sie im Abschiedsbrief schreiben.
Dann wird alles zurückgebaut – und für Brunners beginnt ein neuer Lebensabschnitt.

Kleine Bühne für grosse Träume
In ihren Abschiedszeilen schreiben sie: „Hier, im kleinen Cafe am See, blühten Kindheitserinnerungen auf, erfüllten sich Kaffeeträume und wurde das Leben zu einer Kuchenfabrik…Der Begegnungsort wurde so gross, dass unsere Möglichkeiten irgendwann zu klein wurden…. Und so verabschieden wir uns mitten aus der Fülle – aus diesem Traum, von diesem Logenplatz am See.


Markus Bösch


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