Miss-Verständigung beim Theater «Zürich Hauptbahnhof»
09.10.2025 Schule&Bildung, RomanshornDrei Männer kommunizieren in zwei Sprachen und treten eine gemeinsame Reise an. Mit im Gepäck: Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen und Mitarbeitende der KSR sowie Interessierte der Offenen Kanti.
Zürich Hauptbahnhof im Sommer. Einstieg in den Nachtzug Richtung Reggio Calabria. Der «Bünzli»-Schweizer betritt vorsichtig das Abteil: Socken in den Sandalen, ein kariertes Hemd, kurze Hosen, deren Bügelfalten er pingelig fixiert, ordentlich frisiert, mit markanter Brille und Armbanduhr, die er mit der Bahnhofsuhr genau abgleicht, den «Blick» unter dem Arm tragend.
Lautstark, temperamentvoll, mit vielen Koffern beladen stürzt der Italiener ins Abteil. Er bringt die heilige Ordnung abrupt durcheinander und redet sofort auf den Schweizer ein, der nur das versteht, wo er sich befindet: Bahnhof. Unterbrochen werden sie vom Secondo, der im Business-Anzug mit «Tagesanzeiger» folgt, südländisch aussehend, schweizerisch angepasst. Er ist derjenige, der zwischen den anderen beiden übersetzen und vermitteln kann, entpuppt sich aber – in seiner Gespaltenheit zwischen zwei Kulturen und Sprachen – als grösstes Problem, was sich auch psychosomatisch (durch Sodbrennen, nervöses Beinzucken) zeigt.
Begeistertes Publikum
Dennoch vermittelt das Stück viel Lust und Leichtigkeit – bedingt durch den brillanten Auftritt der Darstellenden (Frederico Dimitri, Fabrizio Pestilli und Giuseppe Spina), welche die drei Stereotypen bis zur Karikatur treiben, Situationskomik einbauen, dem gemeinsamen Schweigen mimisch und gestisch viel Bedeutung und dem Gespräch – bestehend aus vielen Missverständnissen durch falsche Freunde wie «cozze» und «chotze» – sowie dem gleichzeitigen Telefonieren viel Absurdität verleihen (vgl. Foto). Nicht verwunderlich, dass das Stück bereits seit über 20 Jahren erfolgreich tourt und auch an der Kanti Romanshorn Begeisterung ausgelöst hat!
Mélanie Deiss