Projekt «Ohne Hausaufgaben nach Hause»

  01.06.2023 Schule&Bildung, Romanshorn

Ab dem Schuljahr 2023/24 startet die Primarschule ein zweijähriges Projekt: In den ersten drei Schuljahre wird aus pädagogischen Gründen auf traditionelle Hausaufgaben verzichtet.

Die Präsenzzeit, die Stunden, die die Kinder in der Schule verbringen, ist heute sehr hoch – auch im Vergleich mit anderen Kantonen und Ländern. Dazu kommen ab der ersten Klasse die täglichen Hausaufgaben: «Die Bildungsforschung zeigt, dass ihr Nutzen, sprich Lernfortschritte, in der Regel eher gering ist. Es ist belegt, dass kurze selbstständige Lernsequenzen in der Schule zumindest gleich wirksam sind wie Hausaufgaben. Das gilt insbesondere für die Unterstufe», sagt Schulleiter Peter Hinderling. Die Idee aus der Lehrerschaft (der Unterstufe), auf traditionelle Hausaufgaben zu verzichten, sei von der Schulleitung und der Behörde positiv aufgenommen worden. Im laufenden Jahr hätten sich die Beteiligten bei anderen, vergleichbaren Schulen informiert, die dies bereits umsetzen, teilweise seit Jahren: «Es ist ein pädagogischer Entscheid und wir gehen das Ganze selbstverständlich sehr sorgfältig an. Lernen soll auf der Unterstufe in der Schule stattfinden und wie bis anhin werden wir die Unterrichtszeit für effektives Lernen nutzen. Wir möchten damit auch viele Familien von der Hausaufgabenbetreuung entlasten. Denn oft sind Hausaufgaben auch belastend auf der Beziehungsebene. Die Ängste und kritischen Stimmen der Eltern, was unser Projekt betrifft, nehmen wir natürlich ernst. Und ganz grundsätzlich lässt sich Selbstständigkeit zu Hause statt mit Hausaufgaben durch Ämtli, aktive Spielzeit oder ein Hobby lernen», sagt Primarlehrerin Karin Kernen.

Fenster zur Schule
Das Projekt läuft in den kommenden zwei Jahren. Es wird begleitet von einem externen Fachmann: «Anhand einer Zwischenauswertung und gegen Ende der Projektphase werden wir die gemachten Erfahrungen analysieren und das weitere Vorgehen abklären», so Schulpräsident Hanspeter Heeb.

Während der zwei Jahre werden nun Alternativen angeboten, die den Eltern Einblicke in den Schulalltag ermöglichen, sogenannte «Fenster zur Schule». Es braucht einerseits den vermehrten, regelmässigen Austausch zwischen Schule und Elternhaus über Lernfortschritte der Kinder. Wichtig sind da natürlich nach wie vor Schulbesuche. Anderseits werden auch neue Formate zum Tragen kommen, damit die Eltern gut informiert bleiben über das Geschehen und den Alltag in der Schule. Insgesamt sollen es Formen sein, die dem Kind mehr dienen werden, sind sich die Gesprächsteilnehmer einig.

Markus Bösch


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