Rhetorische Stilmittel von Goethe bis Taylor Swift
28.11.2024 Schule&Bildung, RomanshornKSR-Uninachmittage
Deutsch- und Englischlehrerin Sophie Lichtensteiger bietet an den Uninachmittagen der KSR einen theoretischen Boden für die Wirkung von rhetorischen Stilmitteln und zeigt deren Gebrauch exemplarisch.
Eingestimmt wird mit einem Song aus Taylor Swifts neuem Album «The Tortured Poets Department», was der Vorlesung auch den Titel verleiht. Ziel ist es nicht, die Maturandinnen und Maturanden mit rhetorischen Stilmitteln zu «quälen» (torture), wie Sophie Lichtensteiger scherzhaft betont, sondern ihnen eine Hilfestellung für die Gedichtanalyse an der Matura zu offerieren und sie in den wissenschaftlichen Kontext der Zeichentheorie einzuführen.
Das sprachliche Zeichen erweist sich laut Ferdinand De Saussure als zweiteilig, bestehend aus einem Lautbild und einer Vorstellung. Die Lautbilder reihen sich auf der x-Achse syntaktisch aneinander, als Konstellationen der Form, wie dies auch bei den Wort- und Sinnfiguren der Fall ist (bspw. Alliteration, Assonanz, Anapher). Die Vorstellungen sind auf der y-Achse paradigmatisch verortet, können durch andere Begriffe (gedanklich) ersetzt werden. Dies entspricht den Tropen, den rhetorischen Stilmitteln auf Bedeutungsebene (Metapher, Vergleich, Metonymie etc.). Gerade die Poesie zeichnet sich durch eine hohe Dichte an Figuren und Tropen aus, als Text mit vielen Bedeutungsebenen und Referenzen. Dies illustriert Sophie Lichtensteiger, indem sie den Swift-Song «So Long, London» sowie das Goethe-Gedicht «Willkommen und Abschied» – beide Texte, die den Abschiedsschmerz einer Liebenden respektive eines Liebenden thematisieren – analysiert. Sophie Lichtensteiger tut dies abwechslungs- und temporeich, sodass auch ihre Vorlesung sehr dicht anmutet, ohne quälend zu wirken.
Mélanie Deiss