Dampfschiff Säntis, Swissair DC-3, Kampfflugzeug P-16 – und nun ein U-Boot?
17.06.2025 Wirtschaft, RomanshornDer Schiffsbergeverein bleibt in Bewegung: Die Projekte des gemeinnützigen Schiffsbergevereins sind so vielfältig wie spektakulär – von historischen Flugzeugwracks bis zu versunkenen Dampfschiffen. Mit grossem Engagement, technischem Know-how und viel Freiwilligenarbeit verfolgt der Verein ambitionierte Vorhaben unter der Wasseroberfläche.
Auch wenn es nach aussen ruhig wirkte: In den letzten Monaten hat sich im Hintergrund viel getan.
Swissair DC-3 HB-IRK
Ein bedeutender Schritt gelang im vergangenen Jahr: Die in Liquidation befindliche Swissair erteilte die Erlaubnis zur Bergung des linken Motors der 1957 abgestürzten DC-3. Der dafür nötige Bergeantrag wurde beim Kanton eingereicht – doch dann kam alles anders: Im Trümmerfeld wurde ein Leichnam entdeckt, zudem wurde potenziell radioaktives Material festgestellt.
Da der Leichnam auf dem Seegrund verbleiben soll, die offizielle Bergebewilligung weiterhin aussteht und sich keine tragfähige Anschlusslösung abzeichnet, entschied der Verein an seiner Generalversammlung, auf die Bergung des Motors zu verzichten. Dennoch ist das Projekt von grosser Bedeutung: Angehörige, die damals nur einen leeren Sarg beerdigen konnten, fanden nach Jahrzehnten endlich einen gewissen Abschluss.
Kampfflugzeug P-16
In den 1950er-Jahren stürzten zwei P-16-Kampfflugzeuge in den Bodensee – eines bei Horn, das andere in der Rorschacher Bucht. Während beim ersten Unfall alle Wrackteile geborgen wurden, blieben beim zweiten rund 15 Prozent verschollen.
Nach monatelangen Gesprächen mit dem Eidgenössischen Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) erhielt der Schiffsbergeverein nun die offizielle Genehmigung, Wrackteile zu orten, zu identifizieren, mit gebotener Sorgfalt zu bergen und zu verwenden oder fachgerecht zu entsorgen.
Die Suche gestaltet sich anspruchsvoll: Das Gebiet ist dicht mit Totholz, Unrat und mittlerweile auch mit Quaggamuscheln bedeckt. Erste Schritte beinhalten die flächige Erfassung mit einem Schleppsonar. Anschliessend werden vielversprechende Objekte mit einem Unterwasserroboter näher untersucht.
Dampfschiff Säntis
Das grösste und emotional bedeutendste Projekt des Vereins bleibt die Bergung und Konservierung des 1933 versenkten Dampfschiffs Säntis. Doch das ambitionierte Low-Budget-Projekt musste nach dem Scheitern einer zweiten Crowdfunding-Kampagne (Ziel: 1 Mio. Franken) vorerst pausiert werden.
Zum Vergleich: Allein die geplante Hebung der Luxusjacht Bayesian in Italien aus 50 Metern Tiefe ist mit rund 30 Mio. USD veranschlagt. Trotzdem wird am Wrack der Säntis weitergearbeitet, sprich aufgeräumt: In hunderten Stunden ehrenamtlicher Arbeit wurde bereits viel Material entfernt.
Allerdings fordert der Kanton eine intensivere Reinigung des Wrackumfelds – eine Aufgabe, die mit den derzeitigen technischen Mitteln des Vereins nicht zu bewältigen ist. Notwendig wäre entweder ein gross dimensionierter Tauchroboter mit hydraulischen Schneidwerkzeugen – oder eine alternative Lösung: alles in einen beweglichen Druckkörper zu verpacken – sprich: ein U-Boot.
Ein U-Boot für den Bodensee?
Da das einzige in der Schweiz zugelassene U-Boot zu gross und ungeeignet ist, wurde Vereinspräsident Silvan Paganini in Norddeutschland fündig: Ein kompaktes Zwei-Mann-U-Boot. Nach ersten Vorabklärungen wurde das Fahrzeug vor Ort vier Tage lang intensiv getestet – auch unter Einbezug von Experten einer Klassifikationsgesellschaft.
Dabei zeigte sich: Eine lange Liste von Umrüstungen wäre notwendig, um eine Zulassung und einen sicheren Betrieb zu gewährleisten. Aus diesem Grund wurde das Vorhaben letztlich aus finanziellen Gründen aufgegeben.
Aktuell arbeitet der Verein an einer neuen Lösung: dem Bau eines hydraulischen Tauchroboters. Mit dem 450 kg schweren Bohrturm-Roboter, der bereits bei der Säntis eingesetzt wurde, besteht bereits entsprechende Erfahrung.
Ein weiteres spannendes Kapitel in der Geschichte des Schiffsbergevereins hat somit begonnen.
www.schiffsbergeverein.ch
Schiffsbergeverein