«Tante Martl» als einmaliger Irrtum

  23.03.2023 Schule&Bildung, Romanshorn

Die Autorin und Literaturkritikerin Ursula März skizziert in ihrer Lesung an der Kanti Romanshorn ein eindrückliches Porträt ihrer Tante Martl und diskutiert mit den Schülerinnen und Schülern über ihre dem Roman zugrundeliegende Familiengeschichte.

Kratzbürstig sei sie gewesen, aber sicher die interessanteste Figur der Familie; kleinbürgerlich bescheiden, aber auch eigenständig, überlegen und politisch denkend. So schildert Ursula März ihre Tante Martl, die im Fokus ihres Romans und als historisch exemplarische Figur für die (Nach-)Kriegsgeneration sowie Emanzipation steht.

Tante Martl wird 1925 als Martina in Zweibrücken (Westpfalz) geboren und in der Geburtsurkunde vorübergehend vom Vater bewusst als Martin eingetragen, weil er sich statt der dritten Tochter sehnlichst einen Sohn gewünscht hat. So wächst Tante Martl in dem Gefühl von Unzulänglichkeit und Scham gegenüber dem Vater auf, der sie zudem schlägt, während er ihre andere Schwester Rosemarie (die Mutter von Ursula März) vorzieht und verhätschelt. Dadurch sei eine Schwesternrivalität entstanden, die auch sie als Nichte/Tochter betroffen habe, berichtet Ursula März im Gespräch mit dem Moderationsduo Lea Schmid und Arlind Ukaj. Sie habe stets versucht, die Beziehung der beiden zu reparieren, sodass sie die Familienproblematik literarisch verarbeitet habe.

Ursula März hat dadurch die inneren seelischen Bedingungen mit den äusseren historischen zu einem eindrücklichen Roman verschmelzen lassen, der die Schülerinnen und Schüler der KSR berührt hat. Ursula März ist ihnen so begegnet, wie sie schreibt: anschaulich, ehrlich und mit leisem Humor.

Mélanie Deiss


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