Tattoos im Wandel

  11.01.2024 Kolumnen, Romanshorn, Salmsach, Uttwil

Wer kennt sie nicht, die blauen oder farbigen Bilder, Muster oder ganzen Texte, welche nun schon seit einigen Jahren im Trend liegen und viele Körper zieren oder nun halt mal dort sind… Was einst nur in bestimmten Kulturen anzutreffen war, wurde in unseren Breitengraden von Matrosen an Unter- und später bei Rockern vorwiegend an Oberarmen übernommen. Dazu gab es schon früh eine unausgesprochene Gleichung: Je trainierter der Muskel, desto grösser durfte das Tattoo sein. Andere sahen das ein bisschen lockerer und änderten die Gleichung: Je höher der Body-Mass-Index (BMI-Wert), desto grosszügiger darf die Platzbeanspruchung fürs Bild sein.

Was man aber schon immer im Voraus bedenken sollte, sind die Veränderungen im Verlauf der Zeit. Es empfiehlt sich, Vornamen von Liebschaften besser nicht zu verewigen. Zudem bleiben die Sujets auch nicht lebenslänglich in ihrer ursprünglichen Form. So hat schon manch bedrohlich landender Adler mit den Jahren seine Flügel völlig harmlos hängen lassen und gleicht dann eher einem entmutigten Geier in einer depressiven Phase.

Auch bei Texten sollte beachtet werden, dass durch Alterung die Gefahr besteht, dass ganze Zeilen durch Faltenbildung verschwinden können mit der Folge, dass Texte auf einmal ungewollt andere peinliche Aussagen ergeben. Vor allem die Bauchzone scheint dabei sehr heikel zu sein, wo sich schon mal ein Tischtennisball in einen veritablen Medizinball verwandelt. Die Tattoo-Stelle sollte sowieso gut ausgesucht sein. Man stelle sich nur vor, wie das einstmals schöne Bild nach einer Operation aussieht wie die Restbestände der Markierung des Chirurgen.

Ein gewisser David Beckham hat vor rund 30 Jahren dann das Tattoo von der Randgruppe in den Mainstream gebracht. Sieht man heute einen Fussballer, der keines hat, denkt man, dass der bestimmt nicht aufs Mannschaftsfoto darf. Es geht bei ihm auch nicht mehr um das einzelne Bild, sondern es müssen einfach 95% des Körpers farbig sein. Wichtig ist in all dem, dass jeder von ihnen das Wort «Diversität» akzentfrei aussprechen kann, sonst gehört er auch wieder nicht dazu. Bei Frauen kam ein Tattoo namens «Arschgeweih» auf. Doch nach einigen Todesfällen von Pilzsucherinnen, welche betrunkenen Bündner Jägern zum Opfer fielen, ging der Trend überraschend zurück…

Daniel Frischknecht


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