Eindrücklich und ehrlich schilderte die Künstlerin Coco Martina Brüschweiler, ehemalige Schülerin der KSR, ihren bisherigen Werdegang und präsentierte eine Auswahl ihrer Arbeiten.

Lange hatte sie nicht gewusst, welchen Weg sie einschlagen würde. Ermuntert durch Stimmen im Umfeld, entschloss sie sich nach der Matura erst zu einer Lehre als Schneiderin und dann zum Bachelor-Studium in Kunstvermittlung. Während sie stets klaren Vorgaben folgte, erwies sich erst die Befreiung davon als richtungsweisend für ihre Kunst.

Die Vorstufe vieler ihrer Arbeiten war das intensive Tagebuchschreiben und die Reflexion, die durch den täglichen Umgang mit dem geschriebenen Wort entstand.

So fanden viele dieser Gedankengänge ihren Weg auf das Textil: ob als persönliche Aufforderung zur Umarmung auf ihrem Kimono «afach numä hebe bitte» oder als symbolträchtiges Plädoyer für mehr Solidarität auf ihrem Quilt.

Besonders auffällig präsentierte sich die Stola, die während der Zeit entstand, als Coco Martina Brüschweiler in einem Benediktinerinnenkloster angestellt war. Dort lernte sie zum einen das Weben und Herstellen sakraler Textilien, dachte aber auch viel über die katholische Kirche und deren Vergangenheit (und Gegenwart) mit sexueller Gewalt nach. Deshalb trug die Stola bezeichnenderweise die Botschaft «Meine Worte fliessen – meine Worte benennen», als Ermutigung, eine Sprache für solche Missbrauchsfälle zu finden.

Der künstlerische Ausdruck als Vermischung von Gestaltung und Schreiben, von Kleidung und Appell hat die Schülerinnen und Schüler überzeugt, die bewegte Biografie sehr berührt. Coco Martina Brüschweiler hat sich ihnen offenherzig und authentisch präsentiert. Ihr Vortrag, der zwischen Humor und Tiefgang pendelte, hat eine grosse Nähe hergestellt und zu einer gelungenen, sicherlich nachhallenden Begegnung beigetragen.

Coco Martina Brüschweiler und Mélanie-Chantal Deiss