Vom Bank- und Postgebäude zur Kunstschule

  13.03.2025 Kultur&Natur, Romanshorn

Das imposante Bankgebäude am Bahnhofplatz in Romanshorn wurde im Jahr 1897 erbaut, später von der Post mit Schalterraum im Erdgeschoss benutzt. Heute ist eine Kunstschule eingemietet.

Der hochaufragende Massivbau gegenüber dem Bahnhofsgebäude, als östlicher Auftakt zur Bahnhofstrasse, wurde 1897 von der damaligen Thurgauischen Hypothekenbank errichtet. Das Gebäude zählt aufgrund seiner geschichtlichen, gestalterischen und ortsbaulichen Eigenschaften zu den bedeutenden Bauten in Romanshorn.

Später wurde eine Nutzungserweiterung für die Post auf zwei Geschossen eingerichtet und ein Lift eingebaut. Darüber gab es während Jahrzehnten grosszügige Wohnungen für die Bank- und Postchefs.

Postgebäude ab 1924
Im EG links waren die Postschalter und rechts in einem separaten Raum über 150 Postfächer für Firmen und Privatpersonen in Romanshorn. In diesem Raum gab es auch einen Dringlichkeitsschalter, für Aufträge ausserhalb der normalen Öffnungszeiten. Viele Geschäftsleute kamen persönlich und leerten täglich ihre Postfächer. Damals wurden die Briefe noch von Hand im Postamt direkt sortiert und in die Fächer verteilt. Auch eine Telefonzentrale mit mehreren Kabinen und ein Telegrafenamt gab es im Gebäude.

Von den Bahnpostwagen im Bahnhof wurden die Pakete und Briefpost von Hand hinübergefahren und im Gebäude sortiert.

Die Kunden und Postangestellten waren durch Sicherheitsglas an den Schaltern getrennt. Die Kunden konnten über Jahrzehnte Brief- und Paketpostsendungen aufgeben und Bareinzahlungen tätigen.

Auch mehrere Büros waren einige Jahre im Gebäude eingemietet, unter anderem das Grundbuchamt, das Betreibungsamt, das Sozialamt und eine Zahnarztpraxis.

Wechselnde Bewohner und Mieter
Die Brüder Uwe und Herbert Schultze wohnten mit ihrer Schwester Astrid und den Eltern zusammen von Ende der 1960er-Jahre bis 1990 zuerst im Dachstock und danach in der Direktionswohnung darunter. In der ehemaligen Direktionswohnung gab es mehrere Gipsdecken mit speziellen Stuckaturen, aparten Fischgrat-Parkettböden und ausgesuchtem Holztäfer an den Wänden. Schon früh gab es eine gute Heizung mit grossen Warmwasserleitungen vom Keller her in alle Geschosse.

Vor einigen Jahren wollte die Stadt Romanshorn das markante Gebäude am Bahnhofplatz kaufen, um die Räume für ihre Verwaltung zu nutzen. Dies sei aber von der Post abgelehnt worden.

Seit rund zwei Jahren ist eine Kunstschule in den Räumen der ehemaligen Post im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss eingemietet. Junge Talente aus dem Thurgau üben sich kreativ auszudrücken in Zeichnungen, Malerei oder auch im Modellbau. Rund 20 verschiedene aktuelle und neue Berufsrichtungenvon Grafik, Fotografie, Graphic Design bis zu Textil-Design können danach in Firmen oder anderen Institutionen erlernt werden.

Wohnungen in den zwei obersten Geschossen werden weiterhin an Privatpersonen vermietet.

Andreas von Bergen


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