Vom Bild zum Buch
23.01.2025 Schule&Bildung, RomanshornDie preisgekrönte Autorin Iris Wolff diskutiert bei ihrer Lesung zu «Lichtungen» an der Kantonsschule Romanshorn über die in den Roman einfliessenden philosophischen Fragestellungen, dessen Entstehungsprozess sowie ihren Werdegang.
Autorin zu werden, sei nie ihr Ziel gewesen. Mit der Schriftstellerei habe sie erst spät (mit über 30 Jahren) begonnen. Als Inspirationsquellen hätten das viele Lesen, Begegnungen mit authentischen Menschen, Musik als Entfaltungsraum für Gefühle sowie Orte fungiert. Gerade die Rückkehr an ihren ursprünglichen Heimatort, Siebenbürgen, habe sie animiert, sich dem Schreiben zuzuwenden. So begreift Iris Wolff ihren Roman «Lichtungen» nicht bloss als eine reine «Liebesgeschichte, die in Rumänien spielt» (Literaturpreis Konrad-Adeanauer-Stiftung), wie sie gegenüber dem Moderationstrio Stella Kamm, Lijana Batijari und Nuel Ramaj kundtut, sondern mehr als «Geschichte eines Menschen, die rückwärts erzählt wird und an die Ursprünge seiner Erfahrungen geht».
Von ihren Erfahrungen lässt sich Iris Wolff denn auch leiten, indem sie diese in einem konkreten Bild verdichtet und zu einer Geschichte werden lässt, in der sie die Figuren, in all denen sie ein Stück weit steckt, erst während des Schreibens kennenlernt. Gelernt habe sie auch, diese nicht zu ausführlich zu beschreiben, sondern Lücken zu lassen, das Ende der Geschichte zwar anzudeuten, aber dennoch offen genug zu gestalten, dass es Raum für Veränderung zulässt. Als Kreis versteht Iris Wolff die Lesebewegung, in der am Ende Fragen vom Anfang aufgegriffen werden. Im Fall von Lev und Kato aus «Lichtungen» beziehen sich diese auf deren Beziehung (Freundschaft oder Liebe) sowie deren Entscheidung, ob sie in einem diktatorischen Regime bleiben oder gehen sollen. Damit verbunden ist auch die grosse Frage nach der Freiheit, welche Iris Wolff gestellt wird. Diese prägt die Identität genauso wie die Erinnerung – und genau so wird sicherlich auch die gemeinsame Erinnerung an das Leseerlebnis mit einer sehr empathischen und sprachlich präzisen Iris Wolff die KSR-Schülerinnen und Schüler prägen.
Mélanie Deiss