Vom Mittelspecht, Eichen und Waldersatz
09.10.2025 Kultur&Natur, RomanshornFörster sind auf verschiedenen Ebenen gefordert: Revierförster und Betriebsleiter Benjamin Suter erzählt von geschützten Eichen, einer wachsenden Mittelspecht-Population und einer unsinnigen Motion.
Sie sind mit ihren 60 Jahren noch jung oder mit mehr als 120 Jahren in einem fortgeschrittenen Alter – die etwa 3000 Eichen im Romanshorner Wald: «Wir haben unterdessen ihren Bestand aufgenommen und wir streben an, dass wir in einigen Jahrzehnten wieder Eichen in jedem Alter haben werden. In Verträgen mit dem Kanton festgehalten, sind Flächen mit einem generellen Eichennutzungsverzicht ausgeschieden und solche, wo die Nutzung nur teilweise eingeschränkt ist. Neben der Nutzung für hochwertige Holzprodukte, sind in und um diese Baumart bis zu 600 Tierarten auszumachen. Auch der Mittelspecht gehört dazu. Gegen 21 Brutpaare dieser Vogelart haben wir ausgemacht/gefunden – gerade alte Eichen mit genügend Unterwuchs bieten diesem Specht die nötigen Schutzmöglichkeiten. Der Mittelspecht ist ein Such- und kein Hackspecht: Er fängt Insekten, Spinnen und Larven aus der tiefen Rinde von alten Eichenmit seiner Zunge, die Widerhaken hat», erklärt Benjamin Suter.
Nicht zielführend
Der Wald steht weiter unter Druck: So hat kürzlich der St.Galler Ständerat Benedikt Würth die Motion «Rodungsersatz» eingereicht: Damit soll bei Rodungen nur noch eine Aufforstung von 50% oder sogar noch weniger verlangt werden: «Die Konferenz für Wald, Wildtiere und Landschaft» hat dazu festgestellt, dass die darin enthaltenen Forderungen bereits jetzt erfüllt sind – weil im Vollzug flexible Lösungen gefunden werden.
Der Forstdienst Thurgau sagt dazu, dass es im Kanton prozentual sehr wenig Wald (20%) hat. Die Waldfläche im Thurgau wird mit dieser Motion also abnehmen, wenn die Möglichkeit für weniger Realersatz besteht. Auch weil Rodungen für Infrastrukturen auch zukünftig kommen werden. Zudem ist Flexibilität seit 2013 schon heute möglich», erläutert Suter und ergänzt: «In diesem Zusammenhang sind die Holzschläge, die wir durchführen, immer mal wieder ein Thema bei Waldbesuchern. Hier muss man aber unterscheiden zwischen einer Waldverjüngung (bewusster Eingriff für die nächste Baumgeneration) und einer Rodung (dauernde oder vorübergehende Zweckentfremdung von Waldboden). Grundsätzlich führen wir diese überlegt und sehr gezielt durch. Bei Fragen bin ich gern bereit, Auskunft zu geben, wenn nötig auch vor Ort.»
Mangel auch im Wald
Der Personalmangel sei ein weiteres Problem, das ihn beschäftige, denn es gebe schlicht und einfach zu wenig Forstwarte und auch Förster: «Weil die Arbeiten und damit die Ausbildung im Wald zunehmend komplexer werden, brauchen wir Leute mit Potenzial. Zudem machen die Zukunftsperspektiven es den Ausgebildeten nicht nur einfach, in diesem Beruf zu bleiben. Ich selbst bin im Moment zufrieden mit der Situation vor Ort: Wir beschäftigen drei Forstwarte und bilden eine Lehrtochter und einen Lehrling aus.»
Markus Bösch