Der kollektive Gedanke verleiht den beiden Künstlerinnen Maeva Rubli und Hanna Schiesser An- und Auftrieb für ihre Werke, die bis zum 26. September an der Kanti Romanshorn ausgestellt werden.

Collagenartige Plakate, grosse Tuschbilder in Schwarz-Weiss-Verkehrung, die traumhaft wirken, aber bei genauem Hinsehen disruptive Details enthalten – so präsentiert sich die Werkschau. Doch nicht die beeindruckenden Kreationen allein sind es, die Maeva Rubli (Illustratorin, Autorin) und Hanna Schiesser (Grafikerin, Partnerin Studio HE) interessieren, sondern es ist der gemeinsame Prozess. Im Pingpong improvisieren und komponieren sie, ganz interdisziplinär, indem sie Text, Bild und Gestaltung verbinden und immer neu arrangieren.

Chance für Weiterentwicklung
Basierend auf acht arabischen Gedichten der Syrerin Anisa haben Maeva Rubli und Hanna Schiesser mit «Près de tes paupières» ein gross angelegtes Projekt in Delémont verfolgt, indem sie in der Stadt Werbeflächen bespielt und Menschen zu partizipativen Workshops eingeladen haben. Dass der Eingriff in ihre eigenen Werke eine Gefahr birgt, da die eigenen Vorstellungen weichen (müssen), sehen die beiden als Chance für ihre Weiterentwicklung und den Dialog, den sie gerne über Kunst und Poesie pflegen möchten, und zwar zu Fragen wie «Was bedeutet Heimat? Wie stellt man sich das Zusammenleben vor?»

Auch mit den Schülerinnen und Schülern des Schwerpunktfachs Bildnerisches Gestalten der Kanti Romanshorn haben Maeva Rubli und Hanna Schiesser den Dialog gesucht, sie zum Weiterdenken und zum Ausgestalten ihrer Werke animiert. Während der gemeinsamen Werkschau an der Vernissage durften dann auch alle daran Partizipierenden an den Bildern partizipieren: Sie setzten mit Neonpunkten eigene Schwerpunkte und schufen Bild-Kontraste. Das Echo war gross für die beiden Künstlerinnen, die auch beim gemeinsamen Apéro darauf setzten, was ihnen am Herzen liegt: das Gespräch, der Austausch.

Mélanie Deiss