Von Wildbienen und wildlebenden Honigbienen

  14.07.2022 Kultur&Natur, Salmsach, Romanshorn

Im Naturschutzgebiet an der Aach entsteht eine Wildbienenlandschaft. Heinz Weder erzählte daselbst über wildlebende Wildbienenvölker.

Vor 7000 Jahren begann die Domestikation der Honigbienen und bis in die Neuzeit lebten auch ausserhalb der Imkerei freilebende Bienenvölker. 2021 waren in der Schweiz über 120 Standorte bekannt. Sie werden durch das Forschungsprojekt «beemapping.ch» kartiert und beobachtet. Wer den Standort eines wild-, bzw. freilebenden Honigbienenvolkes kennt, meldet das bitte auf www.beemapping.ch. Die Meldung wird vertraulich behandelt.
«Vor 150 Jahren wurden die genormten Beutesysteme mit den mobilen Rahmen erfunden. Dies ermöglicht eine rationelle Ausbeute an Bienenprodukten, ohne die Völker zu zerstören. Statt der freien Wahl der Wohnhöhle werden die Bienenvölker seither in viereckige Kästen (Bienenbeuten) gezwungen, auch wegen der besseren Bewirtschaftung», sagt Heinz Weder bei der Veranstaltung im Naturschutzgebiet. Er ist Drogist und Homöopath (mit 20-jähriger Praxis- und Lehrtätigkeit in der Homöopathie). Und er ist kein Imker.

Verantwortung wahrnehmen
«Momentan sind Bienen im geltenden
Schweizer Tierschutzgesetz nicht aufgeführt. Aus meiner Sicht sollte der Bien − das Bienenvolk als Ganzes – aber unbedingt Schutz und Würde zugesprochen werden. Denn, so schreibt es Jürgen Tautz, der ‹Bien ist ein Superorganismus, ein Lebewesen aus mobilen Zellen, den Einzelbienen›. Beim Bien übernehmen verschiedene Bienenberufe sozusagen Organfunktionen, er funktioniert deshalb wie ein Säugetier.» Darum braucht das Bienenvolk so verstanden und naturgemäss gehalten, eine geschützte Wohnhöhle, Wasser und eine genügende Blütentracht. Was es heute erhält, sind aber eine intensive Landwirtschaft und eine eigentliche «Massentierhaltung». «Aus meiner Sicht, aus Bienenperspektive, sieht Tierwohl anders aus», so Weder. Er fordert dahingehende Verantwortung des Gesetzgebers, des Konsumenten und der Bienenforschung, was zum Beispiel heisst: «Tierwohlbasierte Haltungssysteme entwickeln und optimaler statt maximaler Imkereiertrag.»

Markus Bösch

 

Wohnungen für Wildbienen
Wenn Emil Gsell davon erzählt, gerät er ins Feuer: «Im Naturschutzgebiet an der Aach wurde 2021 eine Wildbienenlandschaft erstellt, sie umfasst sechs verschiedene Oberflächen. Es gibt etwa 600 Wildbienenarten, ein Fünftel davon wohnt gerne auch in Bienenhotels. Sie sind Einzelbrüter, das Weibchen baut das Nest und versorgt die Brut. Ihre Grösse variiert von 2 bis 30 mm. Zu den Wildbienen gehört auch die Hummel, die in kleinen Staaten lebt und auch bei kälteren Temperaturen fliegt. Sie gelten als ausgesprochen fleissig, besuchen sie doch bis zu 1000 Blüten pro Tag.»

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