Wellenbrecher: Die anderen «Einwanderer»

  07.12.2023 Kolumnen, Romanshorn, Salmsach, Uttwil

Weihnachten kommt mit Riesenschritten näher und bringt so seine BegleiterInnen mit, z. B. Konsumrausch, visuelle und akustische Überreizung, zu planende Fressorgien. Auf der anderen Seite werden mit Hochdruck die Tränendrüsen malträtiert mit Spendenanfragen, Sichtbarkeit der Armut, Flüchtlingsfrage, etc. Zugegeben: Ich bin bei der Flüchtlingspolitik auch nicht immer einig.

Was für mich auf jeden Fall zur Vorweihnachtszeit gehört, ist das Keksebacken − ich mache das sogar so gerne, dass ich für andere backe. Dabei ist mir doch zum Thema Einwanderer so einiges durch den Kopf gegangen. Was braucht es für gute Kekserln? Butter, Zucker, Eier, Salz…, das gibt es auch in der Schweiz. Nur ist es dann noch nicht wirklich besonders. Dazu braucht es z. B. Zimt! Und wo kommt der her? Aus Ceylon, Indien, China und Sri Lanka. Besondere Rezepte verlangen Anis, ursprünglich aus dem östlichen Mittelmeerraum, etwa aus Kroatien und Albanien; Sternanis kommt aus Guangxi (China) oder Vietnam. Und was wären die Gewürzbrote ohne Gewürznelken? Diese haben ebenfalls eine weite Reise hinter sich, nämlich aus Indonesien, Tansania oder Madagaskar. Schon etwas ausgefallener und einfacher mit anderen «Immigranten» zu ersetzen ist der Piment oder Nelkenpfeffer. Will man ihn aber unbedingt verwenden, müssten wir nach Mittelamerika und in die Karibik reisen, für Kardamom sogar nach Tansania, Madagaskar, Papua-Neuguinea oder Vietnam. Ganz wichtig für Vanillegipferl und Co. ist die Vanille, nicht wegzudenken! Diese ist in Madagaskar und Indonesien beheimatet. Und was wäre das beste Guetzli ohne Kaffee − aus Afrika, Madagaskar, Maskarenen oder Süd- und Mittelamerika, wo auch die begehrte Kakaobohne geerntet wird? Schokolade getrunken oder verbacken ist einfach herrlich. Die Liste liesse sich beliebig lange fortsetzen und zeigt uns auf, dass all dieser kulinarische Luxus nicht möglich wäre, wenn wir konsequent gegen «Einwanderer» wären. Auch der meiste elektronische Ramsch wird importiert.

Geben wir uns also die Hand und wünschen uns ein gesegnetes Weihnachtsfest.

Ingrid Meier


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