Die Stille danach

  30.06.2022 Kolumnen, Romanshorn, Salmsach

Anfang Mai dieses Jahres publizierte die Organisation «Reporter ohne Grenzen», ROG, die alljährliche Rangliste der weltweiten Pressefreiheit nach Staaten. Dabei wurde klar, dass die Schweiz aus den Top Ten gefallen ist und neu den Platz 14 belegt (2021: Platz 10). Und dann wurde es still.

Es mag jetzt sein, dass diese Zeilen zum neuen Rangplatz übertrieben wirken, bei 180 teilnehmenden Ländern. Aber wie lehrt man die Kinder zum Wohl der Selbstreflexion? «Schaue zuerst auf Dich und zeige dann erst auf die anderen.»

Die Situation in der Schweiz bringt noch weitere Komplexitäten mit sich: Aufgrund der topografischen Lage und Struktur sowie der Bevölkerungsdichte kennen sich die Bürger persönlich. Kein Wunder werden die sogenannten «kurzen Wege» gelobt, bringen aber – wie in diesem Fall − eben den spezifischen Nachteil mit, dass Herr und Frau Schweizer Journalist auch als Privatperson in der jeweiligen Region bekannt ist.

Weiter hat der Missmut im Rahmen des Klimas bei Coronaleugnungen neue Phänomene innerhalb eines Jahres aufkommen und wachsen lassen, die zum Rangabfall um 7,2% führten. Dieses Klima hat beispiellose und bisher noch nicht dagewesene Feindseligketen sowie Unbehagen in der Schweiz hervorgerufen, die nicht nur in den sozialen Medien ihr Vorkommen fanden.

Die Phänomene sind jung und verglichen mit anderen Staaten, steckt die Feindseligkeit bei uns noch in den Kinderschuhen. Jedoch gilt, dies nur mit Vorsicht zu geniessen. Globale Konflikte u.a. wie der Ukrainekrieg und die Teuerung, welche die Bevölkerungsschichten spalten, tragen zum qualitativen und quantitativen Wachstum solcher Feindseligkeiten bei.

Es liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen, auch in Ihrer, geschätzte Leserin und Leser, die Pressefreiheit uneingeschüchtert zu belassen. Sie ist eines der Merkmale, mit denen sich die Schweiz international ihre Reputation hart erkämpft hat. Keineswegs darf sie unter den Einfluss und schon gar nicht der Einschüchterung von Bewegungen, Institutionen oder Parteiinteressen kommen.

Sabir Semsi


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